Zusammenfassung
Mit der komplexen Dimension „Grenzen“ hat man sich sowohl in der tiefenpsychologisch orientierten Individualdiagnostik wie von seiten verschiedener familiendynamischer Studienansätze beschäftigt. An der Dimension der Grenzenregulation läßt sich die „Schnittstelle“ verschiedener Theorien, insbesondere der psychoanalytischen und der systemischen Familientheorie, gut exemplifizieren. Grenzenüberschreitungen markieren die kritischen Stellen im Entwicklungsprozeß und zwingen die Familie zu Veränderungen ihrer Rollen und der damit im Zusammenhang stehenden Regeln. Die Grenzenregulation bestimmt unserer Ansicht nach das Potential an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Familie. Wichtig ist für die Familiendiagnostik ganz generell, pathologische Grenzenstörungen von solchen Grenzenverletzungen zu unterscheiden, die vom Familiensystem toleriert werden können und evt. Entwicklungsprozesse anstoßen. Wir gehen von einem dynamischen und nicht von einem statischen Konzept der Grenzenregelung aus. Unter Grenzen kann man in der kleinsten Einheit die Trennungslinie zwischen 2 Körpern verstehen. In ihrer Funktionalität regeln die Grenzen die Beziehung der Körper im Sinne einer Nähe-Distanz-Regulation. Die Grenzenqualität drückt sich in den Dimensionen „Starrheit“ (Rigidität) und „Durchlässigkeit“ (Permeabilität) aus. Die Abgrenzungsfähigkeit beschreibt als dynamischer Regelprozeß die Freiheitsgrade, Nähe zulassen bzw. Distanz herstellen zu können. Da sich die Abgrenzungsfähigkeit immer in einem interaktionellen Prozeß manifestiert, wird die Grenze in jeder Dyade neu konstituiert.
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Joraschky, P., Cierpka, M. (1988). Zur Diagnostik der Grenzenstörungen. In: Cierpka, M. (eds) Familiendiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72868-6_7
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