Zusammenfassung
Bei einem Blick auf die gängige familientherapeutische Praxis zeigt sich, daß formalisierte diagnostische Verfahren nur selten zum Einsatz kommen. Dies gilt in besonderem Maße für strukturierte Interviewmethoden, wie sie in der Familienforschung entwickelt wurden. Der Hauptanwendungsbereich dieser Verfahren liegt vielmehr in der Beantwortung einer Vielzahl forschungsorientierter Fragestellungen: Bei Fragen der Taxonomie und Klassifikation von Familiensystemen, bei prognostischen Fragestellungen (z. B. Rückfallgefährdung) sowie in der Therapieforschung bei Erfolgs- und Veränderungsmessung verlangen gängige Forschungsstandards (Pinsof 1981) die Anwendung „objektiver“ Verfahren, die die Ableitung quantifizierbarer Daten erlauben. Für den klinisch arbeitenden Therapeuten sind solche Verfahren jedoch weitgehend unpraktikabel, da sie mit hohem Zeitaufwand (Einarbeitung, Durchführung und Auswertung) verbunden und daher relativ unökonomisch sind. Die Hauptursache für ihre relativ geringe klinische Verbreitung liegt jedoch in der mangelnden klinisch-therapeutischen Relevanz: Gerade die Standardisierung der Interviewtechnik, die ja für Forschungszwecke Vergleichsmöglichkeiten über verschiedene Einzelfamilien hinweg eröffnet, verhindert im Einzelfall eine flexible Anpassung der Informationsgewinnungsmethode an die je besonderen Gegebenheiten einer Therapie suchenden Familie. Hinzu kommt, daß auch im Familienerstinterview neben der Informationssammlung therapeutische Interventionen einen wichtigen Raum einnehmen und mit ersterer eng verknüpft sind.
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Nordmann, E., Kötter, S. (1988). Strukturierte Interviewverfahren. In: Cierpka, M. (eds) Familiendiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72868-6_10
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