Zusammenfassung
Die Art und Weise, wie wir andere Menschen wahrnehmen und in der Beziehung zu ihnen handeln, ist — mehr oder weniger intensiv — geprägt von unseren früheren Beziehungserfahrungen. Dieser Sachverhalt ist gemeint, wenn wir von der Wirksam-keit der Übertragungen sprechen. In einem sehr einfachen Beispiel erleben wir einen anderen Menschen so, wie wir eine emotional bedeutsame Person unserer frühen Lebensgeschichte wahrgenommen haben. In diesem Falle wiederholen wir also, ohne es zu bemerken, eine früher internalisierte Beziehungserfahrung. In der Realität ist es freilich komplizierter: Wir erleben andere Menschen nicht einfach so, wie unsere frühen Bezugspersonen, unser Vater, unsere Mutter, in der Realität gewesen sind, sondern wir können ebensogut einen Vater „wiedererleben“, wie wir ihn gerne gehabt hätten — ohne daß er jemals so gewesen ist. Oder in einem anderen Beispiel erscheint uns hier und heute eine Mutterfigur, wie wir sie auf keinen Fall jemals haben wollten. D.h. unsere Mutter war ganz anders, aber wir fürchteten, sie könnte eines Tages so sein. Ich will damit sagen, daß Übertragungen nicht einfach ein Abbild der früher erlebten Realität — wie immer man diese definieren will — sind, sondern Übertragun-gen sind subjektive Entwürfe; sie sind, in einer anderen Sprache gesprochen: Manipulationen an den Objektrepräsentanzen.
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Körner, J. (1987). Übertragungsprozesse in der Supervision. In: Koechel, R., Ohlmeier, D. (eds) Psychiatrie-Plenum. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72661-3_11
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