Diskussion

Zusammenfassung

In der Diskussion über die sichtbaren bzw. strukturellen und meßbaren Veränderungen standen die Mechanismen der Pannusentwicklung im Vordergrund. Als Ausgangspunkt des Oberflächenpannus kommt nach Allard das präexistente „perikartilaginäre Gewebe“ in der Grenzzone zwischen hyalinem Knorpel und Gelenkkapselinsertion in Frage. Der Stimulus, der zur Gewebsvermehrung mit Knorpelinvasion führt, ist nicht bekannt. Insbesondere ist die Frage offen, ob das Pannusgewebe einen „normalen“ Knorpel invadieren kann oder ob der Knorpel zuvor geschädigt sein muß. Silbermann vertrat die Ansicht, daß das Pannusgewebe nicht in einen normalen hyalinen Knorpel eindringen könne, und er forderte die Anwesenheit chemotaktischer Substanzen im Knorpel, die die Pannusausbreitung begünstigen. Gay, der sich auf seine später dargestellten Untersuchungsbefunde stützt (siehe Gay S, Molekulare Basis und Onkogenexpression bei der rheumatischen Gelenkzerstörung. S. 111–S. 114), lehnte einen solchen Mechanismus ab, da seiner Ansicht nach aggressive Gewebsverbände für die Knorpelzerstörung verantwortlich zu machen seien. Auch Küttner war der Meinung, daß ein relativ normaler Knorpel resistent gegen die Adhärenz von Zellen sei und berichtete über Untersuchungsbefunde, aus denen sich ableiten läßt, daß nach der In-vitro-Inkubation von Knorpel mit einem spezifischen Fibronektinfragment („Zelladhärenz-Fragment“) die Adhärenz von Makrophagen sehr stark gesteigert wird, so daß dieses adhärenzfördernde Protein an der Knorpeloberfläche das Zellwachstum über den Knorpel erklären könnte. Zur Frage von Silbermann nach der Bedeutung der neutrophilen Granulozyten für die Knorpelzerstörung erwiderte Mohr, daß durch morphologische Untersuchungen nicht Aktivierungen nachgewiesen werden könnten, daß aber die histologischen Befunde dafür sprächen, daß die floriden Phasen der chronischen Polyarthritis durch neutrophile Granulozyten gekennzeichnet sind. Diese Zellen werden bevorzugt in Bereichen angetroffen, in denen eine Knorpelzerstörung vorliegt.