Zusammenfassung
Appetitlosigkeit, Anorexie, Gewichtsreduktion bis zur Tumorkachexie finden sich bei Krebskranken so häufig, daß sie von den Patienten selbst, ihren Angehörigen und den behandelnden Ärzten als Ausdruck einer Krebserkrankung per se aufgefaßt werden. Abgesehen davon, daß auch andere konsumierende Erkrankungen die gleichen Symptome hervorrufen, sind diese Beschwerden selbst bei malignen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes in der Regel Spätstadien des Tumorleidens zuzuordnen. Andererseits können sowohl operative und radiotherapeutische Maßnahmen als auch die Chemotherapie an der Genese des schlechten Ernährungszustandes des Krebskranken beteiligt sein. In vielen Fällen bleibt, zumindest bei Krebserkrankungen außerhalb des Gastrointestinaltraktes, der Entstehungsmechanismus der Tumorkachexie unklar. Die hypothalamischen Zentren, die Funktionen wie Appetit, Durst und Geschmackssinn kontrollieren, sind in den meisten Fällen nicht entscheidend gestört. Andererseits steht dem die Beobachtung gegenüber, daß die Ernährung über parenterale Zugänge die Tumorkachexie zumindest nicht bei allen Patienten verhindern kann. Hinzukommen mag, daß der Kalorienverbrauch des bettlägerigen Krebskranken infolge z. T. therapieinduzierter hormoneller Veränderungen in Richtung Katabolismus weist. Wahrscheinlich ist die häufigste Ursache für die unter einer kurativ oder palliativ wirksamen Chemotherapie auftretenden Gewichtsreduktionen jedoch in den unzureichenden supportiven Maßnahmen bei diesen Patienten zu sehen. Zu diesen gehören eine wirksame antiemetische Behandlung während der Zytostatika-Therapie und eine Überwachung der Kalorienbilanz. Erschwert kann letztere dadurch werden, daß sich Patienten sog. alternativen Diätverfahren unterwerfen, die den Krebs angeblich „aushungern“ sollen. Die völlig unbewiesenen paramedizinischen Ernährungsrichtlinien reichen von der Empfehlung zum Heilfasten über Rohkostdiäten, Eiweißfastenkuren bis zur diätetischen Stärkung des Immunsystems. Die Anwendung solcher paramedizinischen Ernährungsweisen ist unsinnig. Sie kann aber für Patienten lebensgefährlich werden, wenn die resultierenden Ernährungsmangelzustände dem Chemotherapeuten und internistischen Onkologen „entgehen“.
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© 1986 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag Darmstadt
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Fritze, D. (1986). Supportive Maßnahmen bei Chemotherapie. In: Medikamentöse Krebsbehandlung. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72403-9_3
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