Reaktion und Antizipation

Zusammenfassung

Der Begriff der Reaktion kann in einem sehr weitem Sinne verwendet werden. So wird etwa gesagt, jemand reagiere auf das Verhalten eines Bekannten damit, daß er sich von ihm abwende, was sich in unterschiedlichster Weise und in wechselnden Zeitabständen äußern kann, u. U. nach außen hin kaum in Erscheinung tritt. Dieses„Reagieren“ kann gelegentlich motorische Komponente haben; doch sind sie für den sozialen Prozeß der Abwendung von einem Mitmenschen nicht entscheidend. Die psychomotorische Betrachtungsweise muß aber zumindest von Verhaltensweisen ausgehen, die überwiegend motorisch sind, um an ihnen die begriffliche Orientierung und Festlegung zu gewinnen. Der psychologische Terminus „Reaktion“ wird im Bereich der Motorik so verstanden, daß eine Aktion durch ein Ereignis ausgelöst wird, das eine unmittelbare motorische Beantwortung verlangt. Die Unmittelbarkeit kann zu einem angeborenen Verhalten hinzugehören oder auf Verabredung (wie in der Regel im Experiment) beruhen; größtenteils ist sie durch Lernen und Erfahrung bedingt und wird dann vor allem im handwerklichen Tun, bei der Bedienung von Apparaturen und Fahrzeugen und bei den Leibesübungen vorgefunden. Eine Ergänzung muß hinzugefügt werden: die Reaktion muß zum beherrschbaren oder zum entscheidbaren Verhalten gehören. Bei den angeborenen motorischen Verhaltensweisen handelt es sich vorwiegend um Reaktionen der Abwehr, des Schutzes und der Flucht, die zwangsartig einsetzen, aber unter bestimmten Bedingungen noch beherrscht, unterdrückt oder in ihrem Ausmaß gemildert werden können. Zum entscheidbaren Verhalten gehört außer dem willentlichen Tun das automatisierte und gewohnheitsmäßige Verhalten. Letzteres ergibt sich zumeist aus dem Ablauf der Gesamthandlung heraus, unterliegt aber auch dann noch unserer Entscheidung.