Zusammenfassung
Die folgende Untersuchung versteht sich als Analyse im Sinne des kritischen Realismus, der seine eigentliche Aufgabe darin sieht, die Erforschung des Menschen durch den Menschen in angemessener und umfassender Weise zu betreiben, (1) Neben der Anthropologie haben hier Psychologie und Pädagogik ihre Aufgabenfelder. Die diesbezügliche pädagogische Diskussion, um die es im weiteren geht, hebt an mit Peter Petersen. In seinem 1932 erschienenen „Handbuch der neuen Erziehungswissenschaft und Pädagogik“(2) umreißt er mustergültig den anstehenden Sachverhalt. Er schreibt: „ In den letzten Jahren sind auch die ersten realistischen Systembildungen erfolgt… Es gilt, den Dingen und Menschen,ganz unromantisch und illusionslos gegenüberzustehen’. Infolge der Desillusionierung der pädagogischen Welt wird „unbedingte Lebenswahrhaftigkeit“zur ersten Forderung… Die realistische Pädagogik steht jasagend tätig in der Wirklichkeit der Beziehungen Mensch zu Mensch, in dieser Wirklichkeit, die ihr nicht,häßlich und seelenlos‘erscheint, sondern als das, woraus wir sind, woraus wir erst unsere Existenz gewinnen, und zwar vom anderen her, an den wir seinsgemäß gebunden sind.“(3) Realistische Pädagogik setzt sich fort in einer wissenschaftlichen Forschung, die fern ist vom reinen Empirismus, die aber sorgfältig und möglichst umfassend die Erscheinungswelt des Kindes in Leben und Schule betrachtet, beschreibt und analysiert.
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Literatur
Zur psychologischen Position vgl. Metzger, Psychologie. 5. Aufl. (Darmstadt 1975) und bes. N. Bischof, Erkenntnistheoretische Grundprobleme der Wahrnehmungspsychologie. In: Handbuch der Psychologie, Bd. 1/1, S. 21 ff. (Göttingen), Zur Einführung in das philos. 63 Denken, vgl.
Ludwig Landgrebe, Der Weg der Phänomenologie, 2. Aufl. (Gütersloh 1967 ). Die Reduktion auf die pädag. Beiträge ist insofern begründet, weil die „eigentlichen pädagogischen,Tiefenphänomene“wie etwa die des Zieles, der pädagogischen Verantwortung oder der pädagogischen Grundhaltung außerhalb der Kompetenz jeder Psychologie“liegen und besonders einer rein empirischen Forschungsweise. Vgl.
B. Cavemarin, Pädagogische Situation und pädagogisches Feld. In: H. Mieskes (Hg.), Jenaplan. Anruf und Antwort, S. 60 (Oberursel/Taunus 1965). Cavemann, ebd., S. 61 macht darauf aufmerksam, daß der Situationsbegriff der realistischen Pädagogik „in der Formulierung weitgehend der lebendigen Wirklichkeit verhaftet“bleibt, während „die Feldtheorie auf einen möglichst hohen Grad der Formalisierung“abzielt, und ihre praktische Verwertbarkeit dadurch erschwert wird. Dennoch zeigt sich hier ein Interaktionsfeld.
Petersen, P., Pädagogik (Berlin 1932 ). Der Untertitel taucht erst in der zweiten Auflage „Pädagogik der Gegenwart“(Berlin 1937) auf. Vgl. auch A. O. Scharf, Erzogenes Ich - erziehendes Du, S. 36 ff. (Darmstadt 1969), „Die realistische Pädagogik Peter Petersens“
Petersen, a. a. O., S. 113 f. (2. Aufl. S. 120f.).
Vgl. Krön, F. W. (Hg.), Das erzieherische Verhältnis (Bad Heilbrunn/Obb. 1970 ).
Loch, Die anthropologische Dimension der Pädagogik. Neue pädagogische Bemühungen, S. 13 (Essen 1963). Bollnow, Die anthropologische Betrachtungsweise in der Pädagogik. Neue pädagogische Bemühungen. 2. Aufl., S. 25 f. (Essen 1968). Auf die anthropologische Fundierung hat Arnold Stenzel neuerdings aufmerksam gemacht: Anthropologische Grundlegung der Didaktik. In: Dtsch. Schule 57, 399 - 408 (1965).
Elzer, Hans-Michael, Betrachtungen über die anthropologische Seite der Didaktik. In: Hermann Röhrs (Hg.), Didaktik, S. 80 ff. (Frankfurt/M. 1971 ).
Strasser, Stephan, Erziehungswissenschaft - Erziehungsweisheit, S. 41 ff. (München 1965 ); die Aktualität dieser Fragestellung zeigt sich auch in der Diskussion um den § 218. Es ist allerdings zu vermerken, daß sich politisches und pädagogisches Verständnis nicht unbedingt decken. Vgl. auch A. Schäfer, über den Erzieher (Ratingen 1964 ).
Strasser, a. a..O., S. 42.
Erikson, Erik H., Einsicht und Verantwortung. Fischer-Tabu 6089 S. 100 (Hamburg 1971); vgl. auch H. Röhrs, Das erzieherische Verhältnis - eine schicksalhafte Grundbedingung der Menschwerdung. In Päd. Rdsch. 17, 603 - 614 (1963).
Portmann, Adolf, Die Entscheidung des ersten Lebensjahres. In Hochland 49, 20 (1956). - Portmanns Konstrukt ist mittlerweile so bekannt, daß auf eine nähere Darstellung der Gedanken verzichtet werden kann.
Zum Begriff vgl. J.Drechsler, Pädagogischer Raum und pädagogische Wirklichkeit. In Päd. Rdsch. 17, 71 - 80 (1963).
Vgl. Spitz, Vom Säugling zum Kleinkind (Stuttgart 1967). Zur Auseinandersetzung mit Kollektivformen vgl. den instruktiven Aufsatz von W. Kuckartz. In Dtsch. Schule 64, 74 - 89 (1972).
Kluge, N., (Hg.), Das pädagogische Verhältnis (Darmstadt 1973 ).
Vgl. Kluge, a.a.O., S. VIII.
Drechsler, J., Pädagogik und Erziehungswissenschaft. In I. Schindler (Hg.), Pädagogisches Denken in Geschichte und Gegenwart, S. 9-16 (Ratingen 1964 ).
Lichtenstein, E., Bildungsgeschichtliche Perspek-64 tiven, S. 161 (Ratingen 1962 ).
Freyhoff, Ulrich, Bildsamkeit als didaktisches Problem. In Reinhard Stach (Hg.), Grundfragen des Lehrens und Lernens, S. 32 f. (Ratingen 1974 ).
Drechsler, J., Die pädagogische Verantwortung. a.a.O., S. 31.
Buber, M., Reden über Erziehung, S. 41 (Heidelberg 1953 ).
Tiersch, H., Pädagogische Verantwortung. In I. Dahmer u. W. Klaiki (Hg.), Geisteswissenschaftliche Pädagogik am Ausgang ihrer Epoche - Erich Weniger, S. 82 (Weinheim/Berlin 1968 ).
Tiersch, a.a.O., S. 82.
Vgl. Buber, a.a.O., S. 27 f.
Drechsler, a.a.O., S. 36.
Vgl. Bockelmann, H., Maßstäbe pädagogischen Handelns (Würzburg 1965 ).
Vgl. R. Stach, Päd. Rdsch. 28, 625 ff. (1974).
Copei, F., Zur Grundlegung des Gesamtunterrichts. In F. Vilsmeier, Der Gesamtunterricht, S. 140 ff. (Weinheim 1960; vgl. auch die neuere Arbeit von J. Krämer, Zum methodischen Prinzip der originalen Begegnung. In R. Stach (Hg.), a.a.O., S. 93ff.
Freyhoff, a. a. O., S. 31 und 38 f.
Vgl. Schaller, K., Die Autonomie der Pädagogik und die pädagogische Verantwortung. In: Der Gebildete heute, S. 104 (Bochum o. J.); ferner E. Grisebach, Die Grenzen des Erziehers, S. 316 f. (Darmstadt 1966 ).
Herbarts, J. F., Sämtliche Werke, Kehrbach, K. von (Hg.), Bd. I, S. 285; vgl. zum Verhältnis von Takt und Topik bei Herbart die Untersuchung von J. Blaß, Herbarts pädagogische Denkformen (Ratingen 1969 ).
Vgl. Muth, J., Pädagogischer Takt. 2. Aufl. (Heidelberg 1967 ), H. J. Ipfling, Päd. Rdsch. 20, 551-560 ( 1966 ); W. Sayler, Pädagogischer Bezug und pädagogischer Takt.
Vgl. Bollnow, O. F., Die pädagogische Atmosphäre. 3. Aufl. ( Heidelberg 1968 ).
Ipfling, a. a. O., S. 558.
Dieses Verdienst wird nicht geschmälert durch den Hinweis Cavemanns, a. a. O., S. 39 auf die Ausführungen Th. Litts.
Petersen, Der Kleine Jena-Plan, 51. Aufl., S. 61 (Weinheim 1968 ). Vgl. zur gegenwärtigen Diskussion K. Foppa, Lernen, Gedächtnis, Verhalten. 5. Aufl. ( Köln/Berlin 1968 ).
Petersen, ebd., S. 61.
Petersen, a.a.O., S. 30.
Jaspers, K., Philosophie II. Existenzerhellung. 4. Aufl., S. 202 (Berlin/Heidelberg/New York 1973 ). Diese Definition wird von Petersen wörtlich wiedergegeben. Vgl. Führungslehre des Unterrichts, 8. Aufl., S. 17 (Weinheim 1969).
Jaspers, a.a.O., S. 202.
Petersen, a. a. O., S. 20, Die Auseinandersetzung, die F. Thiemann, Päd. Rdsch. 28, 495 ff. (1974), mit den Darlegungen Döpp-Vorwalds führt, ist insofern nicht ganz zutreffend, weil sowohl von Jaspers wie von Petersen die gesellschaftlichen Zusammenhänge und die dadurch erzeugten Konfigurationen gesehen werden. Jaspers unterscheidet in diesem Zusammenhang drei Schichten; vgl. Cavemann, a. a. O., S. 40. Auch das von Thiemann bezeichnete Sinnkonzept des aktiven Zugriffs ist in diesem Situationsbegriff enthalten. Verdienstlich ist die von Thiemann vorgenommene Akzentuierung des Sachverhaltes. Eine Reduktion auf Lernsituationen wird schon von Petersen zurückgewiesen. Vgl. MaieriPiitzner, Die Grundlagen der Unterrichtstheorie und der Unterrichtspraxis, S. 127 ff. (Heidelberg 1971 ).
Vgl. Jaspers, a.a.O., S. 201-254; Petersen, a.a.O., S. 24 f.
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© 1975 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt
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Stach, R. (1975). Die konstituierenden und erschließenden Momente der pädagogischen Situation. In: Guss, K. (eds) Gestalttheorie und Erziehung. Uni-Taschenbücher, vol 508. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72318-6_4
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