Zusammenfassung
Rechtsstreitigeiten, die die BK 2108 betreffen, sind häufig, für die Versicherten positive Urteile nach meiner Kenntnis eine Rarität. Wie sich aus informellen Gesprächen mit Richterkollegen, auch auf Tagungen, ergibt, wird die BK 2108 als höchst problematisch angesehen, letztlich wegen der weiten Verbreitung der Bandscheibenerkrankungen und der Schwierigkeit, sie einigermaßen überzeugend von allgemeinen Alters- und Verschleißerscheinungen abzugrenzen [1]. Das richterliche Unbehagen spiegelt auch die kontroverse Diskussion zur BK 2108 auf orthopädisch-chirurgischem und arbeitsmedizinischem Gebiet wider.
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Literatur
Deshalb scheiden Krankheiten, die mehr oder weniger alle Berufsgruppen in gleicher Weise befallen, für die Bezeichnung als Berufskrankheit aus; s. zu den Kriterien für die Festlegung der „Aufnahmeschwelle“Koch in: Schulin, Handbuch des Sozialversicherungsrechts, Bd 2 Unfallversicherungsrecht, 1996, §35 Rz 12 ff.
Es handelt sich um das in Breithaupt 1996 S918 veröffentlichte zusprechende Urteil des Landessozialgerichts - LSG - Nordrhein-Westfalen v. 26.9.1995 - L 15 U 89/95 -.
Die Merkblätter sind zwar eine wichtige Informationsquelle, geben den medizinischen Erkenntnisstand aber, schon weil sie veralten, nicht „authentisch“wieder, so daß - aufgrund wissenschaftlicher Auseinandersetzung - von ihnen abgewichen werden kann; vgl. Koch, a.a.O. (Fn 1) §35 Rz 2 f; Mehrtens/Perlebach, Die Berufskrankheitenverordnung (BeKV), Komm, MOO 90 S 1.
Die außerdem bestehenden Schwierigkeiten, über lange in der Vergangenheit liegende Zeiträume die häufig wechselnde berufliche Exposition biomechanisch verläßlich zu ermitteln, können hier nur erwähnt werden.
Becker, Die neuen Wirbelsäulen-Berufskrankheiten Nr. 2108–2110, Anmerkungen aus richterlicher Sicht, Soziale Sicherheit 1995 S 100.
Urteile des LSG Baden-Württemberg v. 2.3.1994 - 2 LU 1749/93 = BAGUV RdSchr 60/94 = HVBG-INFO 1994 S 1134 (Zahnarzt), des LSG Niedersachsen v. 4.11.1996 - L 6 U 206/95 - (Rechtsanwalt) und des LSG Rheinland-Pfalz v. 19.6.1996 - L 3 U 92/96 (Violinspieler) = BAGUV RdSchr 77/96 = HVBG-INFO 1996 S 2958.
Urteile des LSG Niedersachsen v. 6.2.1997 - L 6 U 82/96 - (Packerin), v. 19.9.1996 - L 6 U 356/96 - (Schiffssteward), v. 6.6.1996 - L 6 U 250/95 - (Schweißer), v. 18.5.1995 - L 6 U 40/95 - (Schiffselektriker) und 29.4.1996 - L 6 U 140/95 - (Spitzendreher).
Urteil des SG Ulm v. 20.4.1995 - S 2 U 166/95 - = BAGUV RdSchr 88/95 = HVBG-INFO 1995 S2135.
Hartung, Verfahren zur Ermittlung und Beurteilung der beruflichen Belastung durch Heben oder Tragen schwerer Lasten in: Konietzko/Dupuis, Handbuch der Arbeitsmedizin, Stand September 1995.
Vgl. dazu das Urteil des LSG Schleswig-Holstein v. 18.9.1996 - L 8 U 95/95 -, das diese „den Anschein der mathematisch gesicherten Richtigkeit erweckenden“Belastungsdosisberechnung mit deutlichen Worten ablehnt.
Urteil des Hessischen LSG v. 15.12.1993 - L 3/U- 1031/92 = BAGUV RdSchr 24/94 = HVBG-INFO 1994 S 489; Urteil des LSG Niedersachsen v. 6.2.1997 - L 6 U 138/96 -.
a.a.O. (Fn 2).
Urteil des LSG Rheinland-Pfalz v. 26.2.1996 - L 7 U 190/95 = RdSchr VB 55/96 des Hauptverb. d. gewerbl. Berufsgenossenschaften; Urteil des LSG Niedersachsen v. 6.6.1996 - L 6 U 250/95 -. Ablehnende Entscheidungen werden regelmäßig nicht nur auf dieses Argument gestützt.
Ludolph/Spohr/Echtermayer, Die Berufskrankheit „Wirbelsäule“(BK Nr 2108, 2109, 2110), BG 1994 S 349.
Hansis/Heinz/Bruns/Rinke, BK 2108 - Erste Erfahrungen mit unserem Schema für die ärztliche Beurteilung, BG 1995 S 433; Schröter, die Berufskrankheit „Wirbelsäule”, BG 1994 S 510; Seehausen, Gutachterliches Prozedere bei der Anwendung der Nummer 2108 Berufskrankheitenverordnung, MedSach 1995 S 203.
SozR 3 - 5680 Art 2 Nr 1.
Der von Schlegel, Orthopädische Praxis 1995, S 729, mit resignierendem Unterton herausgestellte Grundsatz des „legibus obsequimur“ist deshalb zu relativieren.
BSGE 59 S 295,298 m.w.N.
SozR 2200 §2200 §551 Nr 11.
Im Anschluß an Bolm-Audorff (MedSach 1993 S 57), Triebig (MedSach 1996 S 97) und Woitowitz (BG 1994 S 156) verlangt das Urteil des LSG Niedersachen v. 20.6.1996 - L 6 U 230/91 - für die „Berufskrankheitenreife“eine Verdoppelung des Erkrankungsrisikos der exponierten Berufsgruppe im Vergleich zur Normalbevölkerung.
Bolm-Audorff, Berufskrankheiten der Wirbelsäule durch Heben oder Tragen schwerer Lasten in: Konietzko/Dupuis; Handbuch der Arbeitsmedizin, Stand Juli 1993.
Brackmann, Handbuch der Sozialversicherung Band II, 58. Nachtrag - Juni 1982 - S 490 b I - S zur Verpflichtung der Gerichte, die Übereinstimmung der BKVO mit der gesetzlichen Ermächtigung zu prüfen, auch den Beschluß des BSG vom 13.1.1978 = HVBG RdSchr 38/78.
Dafür plädiert Koch, a.a.O. (Fn 1) §35 Rz 8.
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Wilde, K. (1998). Die BK 2108 in der Rechtsprechung. In: Wolter, D., Seide, K. (eds) Berufsbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72235-6_2
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