Prävention bei depressiven Störungen — psychosoziale Aspekte der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention

Zusammenfassung

Primärprävention bei der Depression zielt auf eine Verhinderung der Entstehung einer psychobiologischen Disposition zum späteren Erwerb einer depressiven Erkrankung, während sich Sekundär- und Tertiärprävention im wesentlichen auf die Erkrankungsbehandlung als Langzeittherapie bzw. Phasenprophylaxe und dabei insbesondere die Früherkennung und -behandlung einer Depression beziehen. Während Strategien zur Primärprävention kaum realisierbar erscheinen, so ist doch auf bestimmte Risikogruppen zu achten, die erwiesenermaßen ein erhöhtes Risiko einer späteren depressiven Erkrankung tragen. Bedeutsam für die Depression erscheinen hauptsächlich bestimmte Persönlichkeitsstrukturen, die kognitiv-affektive Binnenstruktur des Patienten, belastende Lebensereignisse und -bedingungen, dysfunktionale familiäre Interaktionen, negative soziale Faktoren sowie sexueller Mißbrauch in der Vorgeschichte. Zu beachten ist hierbei, daß solche Rahmenbedingungen im Vorfeld einer Indexepisode nicht nur Auslösefaktoren sein, sondern sich auch auf Verlauf, Rezidivie-rung und Verschlechterung depressiver Störungen auswirken können. Damit ergibt sich für die Depressionsbehandlung unter primär- und sekundärpräventivem Aspekt die Notwendigkeit einer regelhaften Einbeziehung psychotherapeutischer und soziotherapeutischer Strategien in die klassische biologisch-psychopharmakologische Behandlung.