Zusammenfassung
Bei Erin, einer 28 jährigen Ärztin, die mich 1987 wegen seit vielen Jahren andauernden Depressionen, Eß- und Sexualstörungen zur Behandlung aufgesucht hat, handelt es sich, im Gegensatz zur Mehrzahl der hier dargestellten Fälle, nicht um eine schwer gestörte oder so tief wie die anderen Fälle traumatisierte Patientin, sondern vielmehr um eine sozial durchaus gut funktionierende, im ganzen recht angepaßte, doch durch einige prominente neurotische Symptome in ihrem Wohlbefinden stark beeinträchtigte Frau.
„Diese heimliche Selbst-Vergewaltigung, diese Künstler-Grausamkeit, diese Lust, sich selbst als einem schweren, widerstrebenden, leidenden Stoffe eine Form zu geben, einen Willen, eine Kritik, einen Widerspruch, eine Verachtung, ein Nein einzubrennen, diese unheimliche und entsetzlich-lustvolle Arbeit einer mit sich selbst willigzwiespältigen Seele, welche sich leiden macht, aus Lust am Leiden-machen, dieses ganz aktivische ‚schlechte Gewissen‘ hat zuletztman errät es schon-als der eigentliche Mutterschoß idealer und imaginativer Ereignisse auch eine Fülle von neuer befremdlicher Schönheit und Bejahung ans Licht gebracht und vielleicht überhaupt erst die Schönheit“ (Fr. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, II, 18, S. 322).
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© 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Wurmser, L. (1998). „Gefügige Sklavin — grausame Rächerin“. In: Das Rätsel des Masochismus. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72028-4_8
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