Was macht Ausländerinnen krank? Zur psychosozialen Situation ausländischer Patientinnen

Zusammenfassung

Um zum Kern des Themas „Was macht Ausländerinnen krank und welche Stellung haben wir Ärzte dabei?“zu kommen, sind einige Vorbemerkungen notwendig:

• 1. Unsere Realität der teuren Behaglichkeit in diesem Luxushotel der Berliner City (Tagungsort des Kongresses) ist nicht die Wirklichkeit der Ausländer. 6 km von diesem Tagungsort entfernt — in Berlin-Kreuzberg — lebt ein großer Teil der 240 000 Ausländer Berlins. Hier gibt es noch die dunklen Hinterhöfe, die Kellerwohnungen, die Enge der Behausung für eine Großfamilie, kaum Spielmöglichkeiten und eine hohe Luftverschmutzung. Die soziale Wirklichkeit der Türken in Kreuzberg ist nicht unsere.

• 2. Der Schriftsteller Günter Wallraff hat durch seinen Bestseller Ganz unten Betroffenheit erzeugt [40]. Er hat Zustände offengelegt, die viele leugneten oder nicht wahrhaben wollten. Die Lebens- und Arbeitssituation der Ausländer geriet in den Mittelpunkt der Diskussion — hoffentlich nicht nur vorübergehend.

• 3. Ausländer sind nicht nur Türken. 1981 lebten 4,6 Mio. Ausländer in der Bundes-republik Deutschland. Davon waren 1,5 Mio. (ein Drittel) Türken [39]. Ausländer sind aber nicht nur die südeuropäischen Gastarbeiterfamilien, sondern auch Asylanten aus Übersee, Amerikaner, Japaner. Zudem sind die Türken keine homogene Gruppe, was ethnischen Ursprung (z.B. Kurden) und soziale Schicht angeht.

• 4. Im Jahre 1986 wächst die 3. Generation der Ausländer heran. Nach der Anwerbungswelle in den 50er und 60er Jahren sind in der Zwischenzeit eine ganze Reihe von Familienangehörigen nachgefolgt. Ein Teil hat wieder die Bundesrepublik verlassen, und es wachsen nun schon Erwachsene heran, die die Türkei nur vom Sommerurlaub kennen, und für die Türkisch eine Fremdsprache ist.