Zusammenfassung
Dieses Thema ist heute sicher nicht mehr von vorrangigem Interesse. Denn die Zeiten, in denen sich ein gebildetes Bürgertum unter Berufung auf Goethe aus der Kirche verabschiedete oder sie vornehm links liegen ließ, sind vorbei. Goethes Werke gehören — ob wir das nun bedauern oder nicht — nur noch bei ganz wenigen zu jenem Schatz geprägter Worte, dessen wir freilich immer noch bedürfen, wenn wir dem begegnen, was uns die Sprache verschlägt in der Erfahrung von Glück und Unglück, von Segen und Fluch. Gleichwohl wird man auf dieses Thema gestoßen, wo immer man Goethe liest. Selten ausdrücklich zum Gegenstand erhoben, ist es doch überall unterschwellig gegenwärtig, weil auf Goethe selbst zutrifft, was er gelegentlich von den Großen der Vorzeit rühmte, daß nämlich bei ihnen Poesie, Religion und Philosophie ganz in eins zusammengefallen seien. Es fehlt bei ihm auch keineswegs an klaren und unzweideutigen Äußerungen. Aber man findet die Antwort auf die Frage unseres Themas dennoch nirgends abschließend und zusammenfassend niedergelegt. Sie ist hineingewoben in Poesie und Drama, in Roman und Autobiographie, in Reflexion, Bild und Symbol. Schiller hatte vielleicht Recht, wenn er beobachtete, daß es Goethe,an der herzlichen Art, sich zu irgendetwas zu bekennen’, gefehlt habe. Dafür aber sind Goethes Werke insgesamt von ihm als Bruchstücke einer das ganze Leben umgreifenden Konfession bezeichnet worden. Das weist auf geschichtliche Entwicklung wie auf umfassendes Ganzes und entzieht sich in beidem immer wieder dem Versuch feststellenden Urteils.
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Seebaß, G. (1987). Goethe und der Christliche Glaube. In: Mittler, E. (eds) Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 31. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71777-2_9
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