Zusammenfassung
Paul Ricoeur gehört in die Reihe der französischen Philosophen, unter denen vor allem Alexander Kojéve, Jean Wahl, J. Paul Sartre, Maurice Merleau-Ponty, Emmanuel Levinas und andere zu nennen sind, die von der deutschen Philosophie angeregt, diese Anregungen auf vielfältige Weise an die deutsche Philosophie zurückgegeben haben. Das Ausgezeichnete dieser lebendigen Wechselwirkung liegt bei Paul Ricoeur darin, daß er nicht nur wie viele seiner Vorgänger durch den Einfluß der drei großen H, Hegel, Husserl, Heidegger geprägt ist — er war vor allem durch Husserl, Jaspers und Gabriel Marcel beeinflußt, — sondern daß er, der nicht nur in Paris, sondern auch ständig in Chicago lehrt, die angelsächsische, die sogenannte analytische Philosophie in einem ihrer Ursprungsländer aufgenommen und sich anggeignet hat. In seiner großen und berühmten Untersuchung über Freud, die ‘Interpretation’ hat er sich selbst auf den angelsächsischen Linguistik-Turn berufen und auf dessen Ent¬sprechung in der kontinentalen Philosophie, insbesondere in der von Husserls Phänomenologie’ inspirierten Hermeneutik. Es ist mir unmöglich, das reiche und vielschichtige Werk Ricoeurs auch nur in einigen wenigen Strichen zu zeichnen. Grundsätzlich ist für es zweierlei wesentlich: zum einen gilt, daß dieses Werk zu einem Brennpunkt der großen Strömungen der Philosophie dieses Jahrhunderts geworden ist, in dem es diese produktiv umgearbeitet hat: Phänomenologie und philosophische Hermeneutik, philosophischen Existentialismus und Strukturalismus. Darüber hinaus sind es aber sachbezogene Themata, die im Werk Paul Ricoeurs zu einer Einheit zusammenfinden. Phänomenologie der Religion, Phänomenologie des Psychischen, Phänomenologie der Kultur, philosophische Kulturanthropologie, sowie Methodenprobleme der Kulturwissenschaften im allgemeinen und besonderen.
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Wiehl, R. (1987). Paul Ricoeur. In: Mittler, E. (eds) Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 31. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71777-2_4
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