Zusammenfassung
Die meisten praktizierenden Ärzte (und Medizinstudenten, was das anbelangt) sind geneigt, die Medizinstatistik als ein reines Forschungsinstrument zu betrachten, etwas, das in der täglichen Praxis keine bzw. keine besondere Bedeutung habe. Tatsächlich kommt der Arzt ja auch seit altersher ohne formale Statistik aus, für ihn ist jeder Patient — sicher zu Recht — ein Einzelfall, auf den er sich in seinem ärztlichen Handeln einstellt und dessen psychische Situation er — im positiven Falle — in seinem Agieren und Reagieren mit berücksichtigt. (Für den Fall des Psychiaters ist der letzte Teil dieser Aussage banal; sie bezieht sich hier natürlich auf den Allgemeinarzt bzw. Internisten.) Insbesondere herrscht die Meinung vor, daß sich psychische bzw. subjektive Komponenten des Krankheitsgeschehens und solche der Arzt-Patienten-Beziehung nicht oder nur sehr unvollkommen durch die streng rationalen Methoden der Statistik erfassen lassen und dadurch berücksichtigt werden können. Dieser Ansicht steht allerdings schon die Tatsache entgegen, daß die Forschung in weiten Bereichen der Psychiatrie, Psychosomatik und Medizinsoziologie vorwiegend auf der statistischen Methodik basiert und psychische/subjektive Komponenten sehr wohl rational erfassen kann. Die statistische Methodenlehre benötigt für ihre Anwendung keineswegs ausschließlich „harte“, d.h. quantitative Daten, also in cm, g, s gemessene Werte oder Anzahlen, z. B. die monatliche Anzahl der Migräneanfälle eines Patienten, sie ist vielmehr auch auf „weiche“, d. h. qualitative Daten anwendbar, etwa auf klinische Befunde (z. B. Schweregradskalen bei Krankheiten oder kate-goriale Skalen bei Diagnosen) oder auf verbale Selbstbeurteilungen des Patienten.
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Abt, K. (1987). Die Rolle der Medizinstatistik im Arzt-Patient-Verhältnis. In: Jork, K., Schüffel, W. (eds) Ärztliche Erkenntnis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71711-6_5
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