Zusammenfassung
Gemäß der traditionellen Haltung, daß nicht das Etablierte, sondern Vorschläge zur Einführung von Neuerungen unter Legitimationszwang stehen, sieht sich jede neue Forschungsrichtung dem Raster der alten Klassifikationen gegenübergestellt und inquisitorisch nach der Selbstverortung und der damit zusammenhängenden Übernahme eines Legitimationsangebots befragt. Abgesehen von der Fragwürdigkeit dieses Verfahrens, das sich nur zirkulär selbst zu begründen vermag, ist die biographische Methode, die im hiesigen Zusammenhang diskutiert werden soll, bereits ein erfahrener Kandidat dieser Prüfung, der sich vorschnellen Charakterisierungen und Reduktionismen schon öfter auf raffinierte Weise entzogen hat. Dies allerdings oft dadurch, daß sie seit ihrer programmatischen Begründung durch Petrarca dazu tendierte, sich in Bereiche außerhalb der etablierten Disziplinen zu begeben, etwa den literarischen oder allenfalls denjenigen literarischer Hermeneutik, die trotz allen programmatischen Getöses in den realen Geisteswissenschaften weniger verankert ist, als man annehmen mag, da man sich dieser strengen Kunst allzuleicht durch reduzierte Methodenideale in der Art von Kochrezepten zu entziehen vermag. Petrarca (vgl. dazu Abschn. 3) hat die Biographik als individualisierendes Prinzip einer Biographik gegenübergestellt, die im Dienste von Repräsentation und Legitimation ihre Gegenstände schematisch auf Paradigmen bezog, auf Archetypen historischen Heldentums und historischer Bedeutsamkeit. Jene normative Allgemeinheit war konfrontiert mit dem selektiven Vorgehen der Annalengeschichtsschreibung, deren Sammelsurium von Einzelheiten den gleichen Zweck auf der Ebene historischer Einzeltatsachen zu erfüllen hatte.
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Hubig, C. (1987). Idiographische und nomothetische Forschung in wissenschaftstheoretischer Sicht. In: Jüttemann, G., Thomae, H. (eds) Biographie und Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71614-0_5
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