Zusammenfassung
Die subjektiven Laientheorien über Krankheiten, Gesundheit und Prävention haben ihre Wurzeln in unterschiedlichen Erfahrungsbereichen des Alltagslebens. Wir können nicht davon ausgehen, daß die Krankheitstheorien der Laien den jeweiligen Wissensstand der medizinischen Forschung widerspiegeln. Dieser ist zwar, v. a. bezüglich der besonders bedrohlichen Krankheiten, seit jeher ein Thema des „öffentlichen Interesses“, d. h. seine Veränderungen werden mit einer besonderen Aufmerksamkeit von der Bevölkerung und ihren Meinungsführern zur Kenntnis genommen. Die gesellschaftliche Verbreitung der — auch innerhalb des Medikalsystems meist keineswegs homogenen — Wissensveränderungen erfolgt dabei jedoch zeitlich verzögert und selektiv. Die „gesellschaftlichen Wissensvorräte“ über Krankheiten — und ebenso die subjektiven Krankheitstheorien der einzelnen Laien — enthalten daneben auch tradierte Elemente des Wissens und Glaubens, die aus der aktuellen Perspektive von Fachleuten teilweise als „überholt“ gelten können, dem Laien aber vertraut erscheinen (vgl. Berger u. Luckmann 1980; Dornheim 1983). Der einzelne übernimmt also nicht einfach das jeweils neueste Wissensangebot, und er „vergißt“ auch nicht einfach sein Vorwissen bei der Aufnahme neuer Informationen. Es findet vielmehr eine kognitive Auseinandersetzung statt, die am besten mit den von Piaget (1945) geprägten Begriffen der Assimilation und Akkomodation bezeichnet werden kann. Mit Assimilation ist die (immer selektive) Aufnahme und Einordnung neuer Informationen in bestehende kognitive Schemata gemeint, mit Akkomodation die allmähliche Umstrukturierung dieser Schemata gemäß den Gegebenheiten der Umwelt. Einige Vorbemerkungen zum historischen Bedeutungswandel des Präventivgedankens sind daher angezeigt.
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Verres, R. (1986). Grundgedanken der präventiven Krebsbekämpfung. In: Krebs und Angst. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71171-8_2
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