Zusammenfassung
Im vorliegenden Kapitel werde ich die Grundzüge der Repräsentationssprache SRL (Semantic Representation Language) beschreiben. SRL wurde seit 1977, vgl. Habel/Schmidt (1979), Habe1/Reddig/Rollinger (1981), Schneider et al. (1981), als Bedeutungsrepräsentationssprache für den Aufgabenbereich der natürlichsprachlichen Fragebeantwortung konzipiert, und später (ab 1981) zu einer Repräsentationssprache für Textbedeutungen erweitert; vgl. Habel (1984 a), Rollinger (1984), Günther/Habel/Rollinger (1983). Um adäquat als Repräsentationsformalismus innerhalb eines IPS fungieren können, muss SRL daher, wie in Kap. 2.2 dargestellt wurde, auch den Ansprüchen einer Wissensrepräsentationssprache genügen. Daher wurde bei der Entwicklung von SRL — und bei der Beschreibung der Sprache in diesem Kapitel — stets auf eine „empirische Fundierung“ Wert gelegt, d.h. es wurden aufgrund insbesondere sprachlicher Fakten Konzepte in SRL eingebracht, die eine adäquate Behandlung der entsprechenden Phänomene gewährleisten. Das Ziel, eine Sprache mit hinreichender Beschreibungskraft zu entwickeln, wurde zum forschungsleitenden Prinzip erhoben. Dieses Vorgehen soll hier kurz mit dem, in der logisch-linguistischen Semantik üblichen, Vorgehen verglichen werden.
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Literatur
Man beachte, dass hier, der Plural ‘Logiken’ verwendet wird. In der Tat handelt es sich hier um den Übergang zu “alternativen Logiken”, die über Konzepte der klassischen zweiwertigen Logik, einschliesslich der modalen Prädikatenlogik, hinausgehen, etwa nicht-monotonen (z.B. Reiter, 1980 a) oder mehrwertigen Logiken (Belnap, 1976). Die folgenden Überlegungen, welche ich ähnlich, aber aus anderer Blickrichtung in Habel (1983 b) dargestellt habe, sind insbesondere durch Barwise beeinflusst. Man vgl. hierzu Abb. 2.8 (in Kap. 2.3), die Barwise/Perrys (1983) Sichtweise Rechnung trägt, und Barwise/Cooper (1981; p.200–202) zu ‘semantic intuitions’. Die Folgerungen, die ich gezogen habe, möchte ich natürlich nicht Barwise anlasten.
Diese Sichtweise hat, wie ich in Habel (1983 b) dargestellt habe, schon einige Male in der Geschichte der Logik eine auslösende Rolle gespielt. Man denke etwa an die Übergänge: Aussagenlogik -> Prädikatenlogik monadische Prädikatenlogik -> nicht-monadische Prädikatenlogik Jeweils waren Adäquatheitsgesichtspunkte in bezug auf die Beschreibungsstärke bzgl. der Schlussfiguren die entscheidenden Auslöser.
Die folgende Darstellung der SRL-Syntax schliesst sich weitgehend an die Beschreibung in Schneider et al. (1981) an.
Ausgangspunkt für diese Verwendung der Quotes ist Quines (1951) Trennung von Objekten und deren Namen. Vgl. auch die Ausführungen am Beginn von Kap. 5.1.
Hier will ich nochmals auf die oben schon durchgeführten Überlegungen und die dort aufgeführten Arbeiten aus der Psychologie und Philosophie verweisen, insbesondere auf Pylyshyn (1980), der auf den “repräsentationalen Charakter” mentaler Zustände hinweist.
Hiermit unterscheide ich mich von Nacnamara (1982), der zwar den Versuch einer Definition von ‘concept’ als Menge der notwendigen und hinreichenden Kategorisierungsbedingungen (p.211–212) unternimmt, dafür aber den Preis zahlt, sowohl eine (nicht sehr klare) Trennung von ‘meaning’ und ‘concept’ vornehmen zu müssen, als auch unscharfe Konzepte (vgl. Kap. 3.8) nicht adäquat behandeln zu können.
Eine ausführliche schema-orientierte Analyse dieses Konzeptes habe ich in Habel (1985 b) durchgeführt. Die folgenden Betrachtungen zu ‘fliegen’, die weitgehend auf dieser Arbeit basieren, sind als informelle Motivation zu verstehen.
Den Begriff ‘Liberalität’ verwende ich im Sinne Oberschelps (1977), der auch Ausdrücke zulässt, die aufgrund von Sortenverfehlungen (im unten beschriebenen Sinne) entstehen.
Dieses Kapitel 3.3 kann nur einen skizzenhaften Überblick über das Sortenkonzept in SRL geben. Eine detaillierte Beschreibung der Term-Sortierung findet sich in Habel/Reddig/Rollinger (1981) bzw. Schneider et al. (1981).
Während die Quotes bei ‘Italien’ das Vorkommen eines Namens betreffen, werden die Anführungszeichen bei “Kraniche” (und im weiteren) benutzt, um abkürzend einen Ausdruck aus NL in einen SRL-Ausdruck einsetzen zu können. Hierdurch können Beispiele — bei (3.9.d) handelt es sich nicht um einen wohlgeformten SRL-Ausdruck — in einem Quasi-SRL formuliert werden, ohne in allen Punkten (Argumentstellen) volle Detaillierung durchführen zu müssen.
In ähnlicher Weise wird in Brachman (1983) bzw. Brachman/Fikes/Levesque (1983) eine Unterscheidung eine ‘assertional’ und eine ‘terminological component’ von Wissensrepräsentationssystemen vorgenommen.
Dieser Problemkreis, der in den Bereich des Lernens, insbesondere des ‘maschinellen Lernens’, fällt muss in der vorliegenden Arbeit ausgeklammert werden.
Zu ISA-Hierarchien und Vererbung von Eigenschaften vgl. Brachman (1979, 1983) und Habel (1985 b).
Hier folge ich. wenn auch mit gewissen Abweichungen, die nicht nur notationeller Art sind, Miller/Johnson-Laird (1976) und Miller (1978a). Bei Miller (1978a) werden ‘faktuelle Konzepte’ als ‘sentential concepts’ bezeichnet.
Inferenzregeln werden als Transformationsregeln über der Repräsentationssprache aufgefasst. Vgl. hierzu Habel (1983a). In Kap. 3.8 werde ich eine Erweiterung dieser Sichtweise für die Fälle unsicherer Inferenzen vornehmen.
Vgl. auch Habel (1984 a). Hier nicht einen generellen Operator zum Bilden von Formelmengen bzw. Formelkonstrukten zu nehmen, sondern einen speziellen für die Konstruktion einer Gesamtprämisse ist dadurch begründet, dass die entstehende Gesamtformel eine spezielle Funktion erfüllen soll, nämlich den Inferenzprozess auszulösen oder in einer KI-üblichen Sprechweise, eine Inferenz “anzustossen”, zu “triggern”. Vgl. zu derartigen Prozessen in SRL: Rollinger (1984 b). Dort wird eine z.T. abweichende, systemorientierte Notation verwendet.
Dieses Beispiel, das an Barwise (1981) und Barwise/Perry (1983) angelehnt ist, betrifft insbesondere auch den Unterschied zwischen ‘epistemisch neutralen’ und ‘epistemisch positiven’ Wahrnehmungsbeschreibungen. Die im weiteren skizzierte SRL-Lösung wird sicherlich nur einigen der hierbei wichtigen Gesichtspunkte gerecht. Zur Kritik der Barwise-Perry-Analyse siehe Higgenbotham (1983 a).
META-SRL darf nicht mit der in früheren Publikationen, etwa Habel/Schmidt (1979), Schneider et al. (1981), beschriebenen SRL-Version MSRL (Modal SRL) verwecnselt werden.
Vgl. hierzu: v. Kutschera (1967), Carnap (1958). Rogers (1971). Insbesondere von Carnaps Untersuchungen zu Relationen (in den Abschnitten 10 und 30) sind die folgenden Überlegungen beeinflusst.
Eine ausführlichere Darstellung im Kontext lernender Systeme findet sich in Emde/Habel/Rollinger (1983), Emde(1984) und Habel/Rollinger (1985). Da ich davon ausgehe, dass der Leser mittlerweile mit der SRL-Notation hinreichend vertraut ist, werde ich auf Details de Darstellung verzichten.
Dies ist der wesentliche Grund dafür, dass ISA-Hierarchien für mehrstellige Konzepte nicht geeignet sind; vgl. hierzu auch Brachman (1983).
Vgl. hierzu Emde/Habel/Rollinger (1983), Emde (1984) und Habe1/Rollinger (1985); dort wird das “Erlernen” von Regelwissen über entsprechende geographische Prädikatskonzepte behandelt. Man beachte, dass das Konzept ‘westlich’ zum Beispiel im Gegensatz zu ‘nördlich’ nicht ‘global transitiv’ ist. Hierbei wird auf eine Lesart von ‘nördlich’, und zwar diejenige, die durch Breitengrade induziert ist, bezuggenommen.
Nicht-globale Transitivität wird in META-SRL über das zusätzliche Konzept der ‘Stützmenge’ erfasst; vgl. Emde (1984), Emde/Habel/Rollinger (1983), Habel/Rollinger (1985).
Ein System, welches auf META-SRL basierend Regeln “erlernt”, ist von Emde (1984) implementiert worden. Vgl. auch Habel/Rollinger (1985), Emde/Habel/Rollinger (1983).
Zur Angeborenheitsfrage — in Bezug auf die Grammatik — siehe z.B. Chomsky (1980) und allgemeiner die Diskussionen zwischen Piaget und Chomsky in Piatelli-Palmarini (ed) (1980). Einige Untersuchungen zur Angeborenheit kognitiver Konzepte sind bei Dretske (1981; p.231ff) diskutiert.
Diese Sichtweise liegt z.B. auch Miller (1978 a) zugrunde, bzw. Den ppsychologischen Arbeiten zu semantischen Netzen, z.B. Collins/Loftus (1975). Eine formale Darstellung der gleichen Grundidee findet sich bei Hayes (1979), der das Konzeptwissen in Form von Axiom-Konzept-Hypergraphen darzustellen beabsichtigt. Zur kurzen Erläuterung: Axiome stehen für Regeln bzw. allquantifizierte logische, z.B. SRL-, Ausdrücke (vgl. Abb. 3.10); sie werden als Kantenmarkierungen verwendet, die Knoten repräsentieren Konzepte. Hypergrahen statt Graphen sind notwendig, da ein Axiom mehr als zwei Konzepte zueinander in Beziehung setzen kann.
Diese Darstellung zeigt weitgehende Analogie zur ‘normal form for the description of meaning’ im Rahmen der Putnamschen (1975) Stereotypen-Theorie. Stereotypen sind in meiner Sichtweise als Metafakten bzw. Regeln darstellbar.
Vgl. hierzu Habel (1983 a). Dort habe ich die Grundzüge einer inferentiellen Semantik, basierend auf einem zu (3.35) analogen Inferenzbegriff skizziert.
Diese Erweiterung geht auf Habel (1979) zurück; dort werden Bewertungsformalismen für formale Grammatiken eingeführt und im Problembereich der Erzeugung und Beschreibung strukturierter Sprachen untersucht. Das dort ebenfalls dargestellte Konzept ‘bewertender axiomatischer Systeme’ wird in Gust/Habel/Rollinger (1981) auf die Bewertung von faktuellem und inferentiellern Wissen übertragen.
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Habel, C. (1986). Die Repräsentationssprache SRL. In: Prinzipien der Referentialität. Informatik-Fachberichte, vol 122. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71149-7_3
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