Zusammenfassung
Reflektiert man über die Epidemiologie im Bereich der Sucht, so ist man von einer eigentümlichen Relativität verunsichert. Zwar werden auch bei Abhängigen und Mißbrauchern Neuerkrankungsraten, also Inzidenz, und Raten der Gesamtmorbidi-tät, also Prävalenz, bestimmt. Und obwohl Sucht und Seuche etymologisch verwandt sind und man auch Seuche pejorativ für süchtiges Verhalten verwendet und von psychischer Ansteckungsfähigkeit Süchtiger spricht, so scheint den epidemiologischen Ergebnissen in diesem Bereich das naturwissenschaftlich Verbindliche zu fehlen, das man eigentlich von der Epidemiologie erwartet, denn immer noch assoziiert man zunächst Infektionskrankheiten und ihre Verbreitung. Aber auch Häufigkeit und Verbreitung nichtinfektiöser somatischer Erkrankungen passen besser in das Bild epidemiologischer Forschung, so etwa die Bestimmung der Häufigkeit von Krebserkrankungen, die zum einen — wie die Hirntumoren — eher umweltunabhängig in bestimmter Häufigkeit aufzutreten pflegen oder deren Genese zum anderen eher durch ökologische Variablen determiniert wird, wie bei den Bronchialkarzinomen. Wir finden also einerseits Krankheiten, die mit großer Umwelt- und Zeitstabilität auftreten, andererseits solche mit wechselnder Häufigkeit, die den unterschiedlichsten Einflüssen unterliegen, biologischen, gewissermaßen „natürlichen“, und von den Menschen direkt verursachten, wie beispielsweise die Folgen von Verkehrsunfällen, die Folgen von habitueller Hyperphagie und natürlich die Folgen von Nikotin- und Alkoholmißbrauch.
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Dilling, H. (1986). Epidemiologische Aspekte der Sucht Zur Häufigkeit des Alkoholismus. In: Heimann, H., Gaertner, H.J. (eds) Das Verhältnis der Psychiatrie zu ihren Nachbardisziplinen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70952-4_26
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