Reanimation von Neugeborenen

Zusammenfassung

Die Erstversorgung von asphyktischen Neugeborenen im Kreißsaal ist immer ein Wettlauf mit der Zeit. Sekunden nach Ablösung der Plazenta muß das Neugeborene vom wohltemperierten Unterwasserzustand zur Luftatmung überwechseln. Die flüssigkeitsgefüllten Alveolen müssen leer sein, mit Luft gefüllt werden und stabil bleiben. — Beim Fetus passieren nur etwa 5% des kardialen Auswurfs die Lunge, nach der Geburt muß das gesamte Herzzeitvolumen die Lungenstrombahn durchfließen. Gleichzeitig muß die zentrale Atemregulation rhythmisch einsetzen. Derartig fundamentale und zeitlich gedrängte Anpassungsvorgänge von Atmung, Herz-Kreislauf-System und zentralem Nervensystem werden in keiner anderen Periode im Leben des Individuums gefordert. Wenn diese Umstellungen nur verzögert, unvollständig oder gar überhaupt nicht in Gang kommen, dann arbeitet die Zeit am schnellsten und folgenschwersten gegen das Kind. Abbildung 1 zeigt am Tierversuch, wie regelhaft eine schwere Asphyxie abläuft und wie streng der Erfolg von Reanimations maßnahmen damit verknüpft ist. Aufgetragen sind Atemfrequenz, Herzfrequenz und arterieller Blutdruck in ihrem zeitlichen Verlauf bei Asphyxie und später unter Reanimationsbedingungen. Nach einer kurzen Phase mit Tachypnoe und Tachykardie tritt nach etwa 2 min der primäre Atemstillstand ein. Es schließt sich eine längerdauernde Periode mit unregelmäßiger Schnappatmung an, in der Herzfrequenz und Blutdruck stark absinken. Mit dem letzten Atemzug beginnt die sekundäre oder terminale Apnoe, wobei nur noch die Bradykardie als schwaches Lebenszeichen festzustellen ist. Ohne entsprechende Therapie kommt es um die 10. Minute zum Exitus. Spätestens jetzt beginnende aktive Wiederbelebungsmaßnahmen können die dargestellten Vitalfunktionen, z. T. mit gewisser Latenz, wiederherstellen.