Zusammenfassung
In die Behandlung von Wirbelsäulenverletzungen mit neurologischem Schaden ist in letzter Zeit Bewegung gekommen. Die operative Therapie erfreut sich zunehmenden Interesses, doch befindet sie sich gegenwärtig noch im gleichen suchenden Stadium wie die Extremitätentraumatologie vor etwa 20 Jahren: Die Abgrenzung der Indikationen ist im Fluß, die angewandten Methoden sind kontrovers und verbesserungsbedürftig. Wie ist dieser zeitliche Rückstand zu erklären? Die Gründe sind mannigfaltig:
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— Beim einzelnen Behandler sammeln sich nur wenige schwere Wirbelsäulenverletzungen an, weil die Mehrzahl aller Frakturen einfache Kompressionsfrakturen sind, die von vorne herein klar der konservativen Behandlung zufallen.
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— Die Vielfalt der Verletzungsformen der Wirbelsäule ist wegen der großen Zahl der betroffenen Strukturen groß, und bis heute fehlt noch eine brauchbare Einteilung, die dank klarer Klassifikationen Dokumentationssammlungen gestatten und so genügend Zahlen für echte Vergleiche verschiedener Verfahren liefern könnte.
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— Die „funktionelle Behandlung“ — eines der allgemeinen Hauptanliegen der operativen Knochenbruchbehandlung — ist für einen Großteil der Wirbelfrakturen auch bei konservativer Behandlung möglich und seit Jahrzehnten angewandt.
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— Ein anderes Hauptprinzip der operativen Frakturbehandlung, nämüch die Wiederherstellung von Gelenkkongruenzen, ist bei der Wirbelfraktur nicht möglich, ja es müssen bis heute meist zahlreiche gesunde Gelenke in die Fixation einbezogen werden; auf diesen Punkt wird unten noch eingegangen.
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— „Übungsstabilität“ bedeutet an der Wirbelsäule gleichzeitig „Belastungsstabilität“, weil eine echte Entlastungsmöglichkeit in aufrechter Haltung ja nicht vorhanden ist. Bloße „Lagerungsstabilität“ nach der Operation würde wenig Nutzen bringen.
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— Die dramatische Senkung der Mortalität von Querschnittverletzten beruht auf der Beherrschung der Sekundärkomplikationen und ist weitgehend unabhängig von der Behandlungsart des Wirbelbruches selbst. Und schließlich:
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— Eine wichtige Ursache für den mangelhaften Konsens zwischen konservativ und operativ Behandelnden hegt darin, daß die knöcherne und die neurologische Verletzung mit ihren Behandlungserfordernissen nicht genügend getrennt und die Ziele, die verfolgt werden, nicht klar genug definiert sind.
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Literatur
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Dick, W. (1985). Operationsindikationen und -methoden bei Brustwirbelsäulenverletzungen mit neurologischen Ausfällen. In: Hohmann, D., Kügelgen, B., Liebig, K. (eds) Brustwirbelsäulenerkrankungen, Engpaßsyndrome, Chemonukleolyse, Evozierte Potentiale. Neuroorthopädie, vol 3. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70562-5_17
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