Zusammenfassung
In seinem großartigen Entwurf einer lebendigen Entwicklungs-Anatomie von der Zeugung über das Embryonal- und Foetalleben durch die Altersstufen hindurch bis zum Tod merkt Leonardo Da Vinci an „Zeit verschlingt alle Dinge“. Der Ingenieur und Maler erkennt gleichzeitig aber die Sonderstellung des Lebens in der Natur an: „Beschreibe das Wesen der Zeit unabhängig von ihrer Geometrie“. Das heißt von ihrem gleichmäßigen Fluß und ihrer gleich-mäßigen Teilbarkeit. Er mag an die Zeitlichkeit der Zeit gedacht haben, daran, daß die Zeit eine Abstraktion ist. Im Leben finden wir nur die Zeiten, ihre verschiedenen Formen vor. Zeitlichkeit ist die menschliche Fähigkeit, ebendies zu bemerken, darüber nachzudenken, messend und wertend. Die dem Menschen zugemessene Zeit — deren Maß er nicht kennt — ist durch ihren Inhalt, nicht durch ihre Dauer als Wert bestimmt. Unsere Medizin begann im Zeitalter der Aufklärung als Versuch, dem „unnatürlichen“ Tod vorzubeugen und zu begegnen, der zugleich als der vorzeitige Tod verstanden und benannt wurde — Lebenszeit als ärztliches Thema.
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Hartmann, F. (1985). Zeitgestalten von Krankheit — Gestaltung von Zeitlichkeit im Kranksein. In: Schipperges, H. (eds) Pathogenese. Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70512-0_4
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