„He, sind ja beide gleich groß!“ Eine prozeßanalytische Rekonstruktion des Verständnisses von „gleich sein“

Zusammenfassung

“He, sind ja beide gleich groß!” ist der Ausspruch der 4-jährigen Melanie in einer bestimmten Problemsituation. In diesem Beitrag verfolge ich zwei miteinander verknüpfte Ziele: Das eine besteht darin, im Detail zu analysieren, was Melanie mit dieser Äußerung ausdrückt, was fur sie “gleich sein” in der gegebenen Situation bedeutet; zum anderen möchte ich rekonstruieren, wie das Kind zu dieser Feststellung gelangt ist, wie die Erkenntnis, daß zwei Dinge “gleich groß” sind, bei dem Kind in der und durch die Situation möglich wurde. Mit anderen Worten, das Ziel dieses Beitrages besteht darin, einen begrifflichen Inhalt, “das Gleich-Sein von zwei Objekten”, prozeßanalytisch zu ermit- teln (d.h. aus einem konkreten Problemlösungsprozeß abzuleiten) und umgekehrt, dynamische Aspekte der Erkenntnisentwicklung anhand der Aktualisierung und Ausformung des begrifflichen Inhalts von “gleich sein” exemplarisch zu erfassen und darzustellen.

Ich danke Henri Schneider, Karl Wahlen und den Herausgebern für kritische Hinweise zu einer früheren Fassung dieses Beitrages.