Zur Entstehung von Metakognitionen: Adualistische Begriffsentwicklung — eine Konzeption im Frühwerk Piagets

Zusammenfassung

“Metacognition”, “metamemory”, “conception of the mental world”, “theory of mind”, “knowledge about internal states” sind in der Entwicklungspsychologie immer häufiger verwendete Termini, die helfen sollen, einen neueren Forschungsbereich abzustecken, der seit Flavells Beitrag von 1971 zunehmend populär geworden ist.¹ Eine beliebte Strategie, hochtrabende, gleichsam auf Stelzen daherkommende Begriffe und Theoreme auf den Boden des normalen Wissenschaftsbetriebs zurückzuholen, besteht darin, mögliche Vorgänger und Vordenker in Erinnerung zu rufen. So lassen sich etwa zwischen dem neuen Forschungszweig der Metakognition und der klassischen Erkenntnistheorie Piagets verschiedene Verknüpfungen herstellen. Brown (1983) weist z.B. darauf hin, wie grundlegend für Fragen der Metakognitionsforschung die Arbeiten aus dem Spatwerk Piagets seien, in denen er sich mit den bewußten und nicht bewußten Steuerungsprozessen und den Mechanismen der Selbstregulierung auseinandersetzt. Sie zählt diese späten Arbeiten aus der genetischen Epistemologie sogar zu den historischen Wurzeln des neuen Forschungsbereichs. In meinem Beitrag möchte ich darauf eingehen, wie Überlegungen aus dem Frühwerk Piagets sich für die Metakognitionsforschung fruchtbar machen lassen. Um genauer bestimmen zu können, für welche Aspekte der Metakognitionsforschung die frühen Arbeiten Piagets einen Beitrag zu leisten vermögen, soll zunächst der Forschungsbereich der Metakognition skizziert werden.