Max Weber und Ernst Troeltsch in Heidelberg

Zusammenfassung

Wenn zwei bedeutende Wissenschaftler, die in verschiedenen Disziplinen arbeiten und religiös-weltanschaulich konträr denken, im Kontakt miteinander am gleichen Problem arbeiten, so ist das allemal ein Glücksfall. Ein solcher ereignete sich, als Weber und Troeltsch im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts den Zusammenhang von Protestantismus und moderner Welt untersuchten. Dieses Thema war freilich nicht neu. Aber Max Weber griff die Sache mit Methoden an, die als sehr neuartig empfunden wurden und umstritten blieben. Geoffrey R. Elton, Professor für Geschichte an der Universität Cambridge, erklärte z. B. sein bedauern über so viel fehlgeleitetes Bemühen und über die Bereitschaft der Historiker, die Götzenbilder der Soziologen anzubeten‹.¹ Sollte es sich um Fehlleistungen von Weber handeln, so muß man angesichts der durch diese ausgelösten Fülle von Untersuchungen jedenfalls mit sehr produktiven Irrtümern rechnen, die in hohem Maße zur modernen Entwicklung der Soziologie und anderer Wissenschaften beigetragen haben.