Das Heidelberger Universitätsjubiläum des Jahres 1786

Zusammenfassung

Der öffentliche Festakt, der ›actus publicus vel sollemnis‹, nahm seit altersher im Ablauf des akademischen Jahres einen hohen Stellenwert ein. Die Wahl des Rektors, Promotionen, die Patronatsfeste der einzelnen Fakultäten und anderes mehr waren willkommener Anlaß nicht nur für die Pflege des Gemeinschaftsgeistes innerhalb der akademischen Kommunität, sondern auch für die feierliche öffentliche Selbstdarstellung; nicht zuletzt deshalb auch waren die hohen Feste und ihre Durchführung — sofern es sich um öffentliche Festzüge handelte, waren beispielsweise Fragen der Rangordnung präzise zu regeln — meistenteils in den Universitätsstatuten verankert. Angesichts der solchermaßen vielfältig dokumentierten Festfreudigkeit der Universitäten ist es erstaunlich, daß die feierliche Würdigung des Gründungsdatums erst verhältnismäßig spät einsetzte. Vorzugsweise im 18. Jahrhundert, einer Epoche also, zu der sich eher Assoziationen von nüchterner Rationalität einstellen, bevor man an überschwengliche Jubiläumsfeste denkt, ›begannen sich die älteren Universitäten in auffallender Weise auf ihre historische Tradition zu besinnen.‹¹ Zwar hatte die eine oder andere Universität, darunter auch Heidelberg, schon im 17. Jahrhundert eine ›Jubelfeier‹ abgehalten — verglichen mit den ein Saeculum danach einsetzenden Festivitäten großen Stils nahmen sich diese allerdings bescheiden aus, wie auch durch das enorme Anschwellen der Jubiläumsliteratur in allen ihren Varianten bewiesen wird: den spärlichen Publikationen des 17.