Zusammenfassung
Die Gerichte fordern für den Beweis der Ursächlichkeit eine „an Sicherheit grenzende Wahr scheinlich keif’. Der naturwissenschaftlich denkende medizinische Sachverständige kennt keine Sicherheit in diesem Sinne. Er kann daher eine an ihn gerichtete so formulierte Frage in den meisten Fällen nicht aus Überzeugung beantworten. Der Beitrag prüft die verschiedenen in Rechtsprechung und LLiteratur diskutierten Mglichkeiten einer für Richter und Sachverständige tragbaren Lösung. Es ist nicht annehmbar, auf eine strafrechtliche Sanktion in all den Fällen zu verzichten, in denen medizinischer Sachverstand nicht mit an Sichberbeit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen kann, daß der Patient bei pflichtgemaßenden Überzeugung gefragt werden. Sache des Richters ist es, auf dieser Grundlage die erforderliche richterliche Überzeugung zu gewinnen.
Juristische und ärztliche Aspekte 1982
Gemeinsam mit Hans-Ludwig Schreiber
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Literatur
BGH, NJW 1975, 1463 m. w. Nachw. aus der Rspr.; Dunz, Der medizinische
Sachverständige 1976, 74ff., Schreiber, in: Indikation zur Operation, hrsg. v. Heberer-
Schweiberer, 2. Aufl. (1981), S. 31 ff., Wachsmuth, Chirurg 47 (1976), 469 und
S. 113 ff. dieser Ausgabe
Wachsmuth-Schreiber, NJW 1981, 1986
Wachsmuth, Chirurg 47 (1976), 469 und S. 113 ff. dieser Ausgabe
BGH, NStZ 1981, 218 m. Anm. Wolfslast. Heftig kritisiert wird das Urteil von Ulsenheimer, Arzt und Krankenhaus 1980, 31
Ponsold, Das Gutachten, in: Ponsold, Lehrb. d. gerichtlichen Medizin, 3. Aufl. (1967), S. 625, 628
So selbst das KG in seiner Entscheidung vom 1. 6. 1981, NJW 1981, 2521 (2523).
Wanke, Langenbecks Archiv 279 (1954), 87, 89
Stratenwerth, Lehrb. AT, 3. Aufl. (1981), Rdnrn. io26f.
Vgl. dazu, insbesondere zum Problem, wann eine Erkrankung als Unglücksfall i.S. von § 323 c StGB anzusehen ist. Cramer, in: Schönke-Schröder, StGB, 20. Aufl. (1980), § 330 c Rdnr. 6; Kreuzer, Ärztliche Hilfeleistungspflicht bei Unglücksfällen im Rahmen des § 330 c, 1965
Zuerst entwickelt von Roxin, ZStW 74 (1962), 411; Schaffstein, in: Festschr. f. Honig, S. 170; Rudolphi, in: SKStGB, 3. Aufl. (1981), Vorb. § 1 Rdnr. 65; Stratenwerth (o. Fußn. 8), Rdnrn. 2 24 f. w. Nachw. bei Rudolphi, aaO
Von einer im Vordringen begriffenen Lehre sprechen auch Kritiker wie Samson, in: SKStGB, 3. Aufl. (1981), Anh. § 16; Rdnr. 26, Rudolphi (o. Fußn. 10) bezeichnetdie Gegenansicht als „wohl noch h. L.“
Zutr. Stratenwerth (o. Fußn. 8), Rdnr. 1028
Samson (o. Fußn. 11)
Cramer (o. Fußn. 9), § 15 Rdnr. 172; Baumann, StrafR AT, 8. Aufl. (1977), § 19 III icß; Samson (o. Fußn. 11), mit w. Nachw.; Schroeder, m: LK, § 16 Rdnr. 190; Wolfslast, NStZ 1981, 219
RGSt 15, 151 (153). Zu beachten ist freilich, daß dieser Grad von Wahrscheinlichkeit für die Verneinung des Kausalzusammenhanges, d.h. für die Annahme verlangt wird, daß der Erfolg auch eingetreten sein würde, wenn das schuldhafte Handeln nicht vorausgegangen wäre. Das Ergebnis entspricht insoweit also dem heutigen Standpunkt der Risikoerhöhungslehre
RGSt 51, 127
Vgl. etwa RGSt 61, 202; 63, 211 (215); 66, 163; RG, HRR 33, 351 ff.; RGSt 72, 90; 75, 49: „Da es sich bei dem Verhalten des Angeklagten nur um eine Unterlassung handelt, kann die Ursächlichkeit nur bejaht werden, wenn eine an Gewißheit grenzende Wahrscheinlichkeit dafür besteht, daß der Brand nicht ausgebrochen wäre, wenn Zum ganzen vgl. eingehend Bohne, NJW 1953, 1377
RGSt 61, 202 (206)
RGSt 75, 324ff
Vgl. BGH, NStZ 1981, 218
RGSt 75, 324 (327)
RGSt 75, 372ff.
RGSt 75, 324ff«
BGH, NJW 1951, 83ff.
BGH, GA 1954, 152, ausf. abgedr. in LM, § 261 StPO Nr. 14
RGSt 61, 202
BGHSt 10, 208 = NJW 1957, 1039
Niese, GA 1954, 148ff.; Bohne, NJW 1953, 1377
Mösl, DRiZ 1970, noff.; BGH, LM § 261 StPO Nr. 6. Anders hatte noch Alsberg in seiner Kritik an der Formel des RG von der,,an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit“ in JW 1929, 863 (Anm. zu den Urteilen des RG v. 23. 10. 1928–1 D 769/28 - und v. 19. 11. 1928–3 D 872/28) und JW 1930, 761 f. (Anm. zum Urt. des RG v. 22. 11. 1929–1 D 1061/29) für die Feststellung des Kausalzusammenhanges unter Berufung auf frühere Entscheidungen des RG „besondere Bedingungen“ gelten lassen
RGSt 75, 314
RGSt 75, 324 (327)
BGH, NStZ 1981, 218
RGSt 57, 127
Ulsenheimer, Arzt und Krankenhaus 1980, 32
Wolfslast, NStZ 1981, 220
Stratenwerth (o. Fußn. 8), Rdnr. 1027, spricht von einem „Umgehen“ des sonst absurden Ergebnisses
Mösl, DRiZ 1970, 113
Vgl. BGH, NJW 1951, 83 ff.
Vgl. dazu Bohne, NJW 1953, 1378
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Wachsmuth, W. (1985). Sicherheit und Wahrscheinlichkeit. In: Reden und Aufsätze 1930–1984. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70293-8_34
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