Zusammenfassung
Die ersten Versuche, durch Einbringung physiologischer Lösungen in die Bauchhöhle Substanzen aus dem Körper zu entfernen, reichen in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück und wurden damit lange vor den ersten Versuchen zur Hämodialyse durchgeführt. 1923 versuchte Ganter erstmals, durch Instillation von Kochsalzlösung in Pleurahöhle und Bauchraum urämische Substanzen zu entfernen. Da die Spüllösung jedoch nicht wieder aus der Bauchhöhle drainiert wurde, handelte es sich hierbei noch nicht um eine Peritonealdialyse im engeren Sinne. Nach tierexperimentellen Vorarbeiten führten die Baseler Chirurgen Heusser u. Werder (1927) die erste Peritonealdialysebehandlung an einem Patienten durch, wobei eine Ringer-Laktat-Lösung mit 2,5%igem Glukosezusatz verwendet wurde. Infolge eines sehr geringen Dialysatumsatzes konnten die Autoren jedoch keine nennenswerte Besserung der urämischen Symptomatik feststellen. Die Methode geriet in der Folgezeit — wohl infolge einer großen Anzahl medizinischer und technischer Komplikationen — in Vergessenheit, zumal auch die von Kolff et al. (1943) entwickelte Hämodialyse mehr an Raum gewann. Die Peritonealdialyse wurde zu dieser Zeit nur vereinzelt zur Behandlung des akuten Nierenversagens angewandt. Die Entwicklung eines Plastikkatheters durch Maxwell et al. (1959) und kinetische Studien über die Effektivität der Peritonealdialyse von Böen (1961) führten schließlich zu einer Verbreiterung dieses Verfahrens, das fortan mit größerer Sicherheit durchgeführt werden konnte. 1962 wurden erstmals auch Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz mit der Peritonealdialyse behandelt, wobei das von Weston u. Roberts (1965) entwickelte Verfahren der „repeated puncture technique“ wiederholte Punktionen der Bauchhöhle zur Einführung eines Katheters ermöglichte. Eine ähnliche Bedeutung wie der arteriovenöse Kunststoffshunt für die Durchführung wiederholter Hämodialysen erlangte der von Tenckhoff u. Schechter (1968) entwickelte Dauerkatheter, der nach seiner Implantation in die Bauchhöhle wiederholte Peritonealdialysen ohne nennenswerte Traumatisierung von Bauchfell und Gefäßen zuließ. Die nachfolgende Entwicklung von Peritoneal-dialysegeräten, die aus Konzentrat und durch Umkehrosmose aufbereitetem Leitungswasser ein steriles Peritonealdialysat herstellten, ermöglichte bereits 1964 die Einführung der Heimperitonealdialyse (Tenckhoff 1965). Diese Behandlungsform erlangte in den folgenden Jahren insbesondere in den USA zunehmende Beliebtheit, während mangelnde Erfahrung und daraus resultierende Furcht vor Komplikationen die Verbreitung dieses Verfahrens in den meisten europäischen Ländern behinderten.
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Quellhorst, E. (1985). Peritonealdialyse. In: Balck, F., Koch, U., Speidel, H. (eds) Psychonephrologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69680-0_11
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