Zur psychosexuellen Entwicklung der Frau aus psychoanalytischer Sicht

Zusammenfassung

Der klassische psychoanalytische Ansatz über die psychosexuelle Entwicklung der Frau, wie er uns von Freud nahegebracht wird, zeichnet sich besonders dadurch aus, daß der Frau eine spezifische, primär weibliche Entwicklung abgesprochen wird. Es ist interessant, daß Freud, obgleich ein wesentlicher Teil seiner Patienten Frauen waren und die psychosexuelle Entwicklung eine Zentralachse seiner Theoriebildung ist, eine vollständige Theorie im Grunde nur für das männliche Kind formuliert hat und selbst wiederholt vom Geheimnis des Weiblichen gesprochen hat. Verkürzt lassen sich seine Ausführungen über die Entwicklung des kleinen Mädchens etwa folgendermaßen referieren: Die frühe Triebentwicklung des Mädchens sei der des kleinen Jungen gleichzusetzen. Nach Durchlaufen der oralen und analen Phase erreiche es ebenfalls die genitale Phase, in der die erogene Zone die Klitoris sei. Diese werde vom Mädchen als unzureichender Penis erlebt, eine libidinöse Besetzung der Vagina gebe es nicht, weil diese bis zur Pubertät im Erleben des Mädchens nicht existent sei. In der sog. phallischen Phase sei das Mädchen gezwungen, seine Kastration und die damit verbundene Minderwertigkeit zu akzeptieren. Es entwickele einen Kastrationskomplex und den daran gekoppelten Penisneid. Es gebe sehr häufig die Masturbation auf, da seine klitoridale Minderwertigkeit eine allzu große narzißtische Kränkung sei.