Zusammenfassung
Forensische Psychiatrie und forensische Psychologie — von der Sache her ist unvermeidlich, die Fächer zusammenzufassen — sind angewandte Wissenschaften. Diese an sich triviale Feststellung hat für die Arbeit der beiden Fächer hohe Relevanz: was sie als Wissenschaften hervorbringen, muß sich gefallen lassen, nach seinem Nutzen für die Alltagspraxis befragt zu werden. Es erscheint als legitimes Anliegen des Praktikers, beim Abtragen des täglich Anfallenden nicht alleingelassen zu werden, sondern zur zügigen Erledigung seiner Aufgaben ein möglichst einfach zu handhabendes Instrumentarium zur Verfügung gestellt zu bekommen. Daneben gibt es offenbar auch das Bedürfnis nach einer eher robusten Ausfertigung dieses Instrumentariums, der Wunsch nach einer Allwetterpsychologie sozusagen, ohne aufwendiges Raffinement, die der Notwendigkeit begegnen kann, sich mit Verständnis- und Verstehensmöglichkeiten einer anderen Disziplin — nämlich der Rechtswissenschaft — auseinanderzusetzen. Der Psychologe und der Psychiater sind gezwungen, wenn sie ihre Wissenschaft in foro sinnvoll praktizieren wollen, Interpretationen anzubieten, die auch einige Chance haben, akzeptiert zu werden. Das Gericht vermag, selbst Darlegungen von höchstem wissenschaftlichen Rang als unbeachtlich oder falsch abzutun. Die weit vorangetriebene Analyse einer Persönlichkeit und ihrer Entwicklung zur Tat finden im Urteil vielleicht nur ihren Niederschlag in der lapidaren Bemerkung, das Motiv der Tat sei im dunkeln geblieben.
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Rasch, W. (1983). Der Stellenwert des Tatverhaltens bei der psychologisch-psychiatrischen Begutachtung. In: Gerchow, J. (eds) Zur Handlungsanalyse einer Tat. Beiträge zur Psychopathologie, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69270-3_4
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