Zusammenfassung
Was ist der Wille? Zunächst ist er ein „ursprünglich-letztes seelisches Phänomen“, das nur umschrieben, aber nicht eigentlich definiert werden kann. Ein Kennzeichen des willensbestimmten Handelns ist die „Finalität” oder Zweckhaftigkeit: Der Mensch kann aufgrund seines Wissens um ursächliche Zusammenhänge die Folgen seines Handelns in bestimmtem Umfange voraussehen, sich Ziele setzen und seine Handlungen planvoll auf diese Ziele hin lenken. Welzel (1967) sagt: Er kann das äußere Kausalgeschehen „final überdeterminieren“. Finale Tätigkeit ist also ein bewußt vom Ziel her gelenktes Wirken, während das reine Kausalgeschehen nicht vom Ziel her gesteuert wird, sondern zufällige Resultante der jeweils vorliegenden Ursachen ist. Willensbestimmtes Handeln zeichnet sich also durch seine „Finalität” gegenüber den „blinden, sinnindifferenten Kausalprozessen“ der unbelebten Natur aus. Wir können — in Grenzen — mit dem Willen Umweltvorgänge steuern und „beherrschen”. Der Wille kann sich dabei an übergeordneten Sinn- und Wertvorstellungen orientieren.
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Schewe, G. (1983). Wille und Freiheit — juristische und medizinisch-psychologische Aspekte. In: Gerchow, J. (eds) Zur Handlungsanalyse einer Tat. Beiträge zur Psychopathologie, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69270-3_1
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