Patientorientiertes Lehren und Lernen

Zusammenfassung

Bei der Ausbildung von Hausärzten spielt der Patient eine Hauptrolle. Das patientorientierte Konzept impliziert besondere Lehrstrategien, die den Patienten als individuelle Gesamtpersönlichkeit in Familie und Umwelt vom ersten Tag des Studiums an in den Mittelpunkt stellen und den Studenten täglich mit im Leben stehenden Menschen jeden Alters und Geschlechts konfrontieren. Die später geforderte Fähigkeit zur Synthese und Integration kann dadurch eingeübt werden, daß jeder Einzelaspekt und jeder theoretische Zusammenhang immer wieder zur Gesamtpersönlichkeit in Beziehung gesetzt wird.

Für die praktische Ausbildung kann die patientorientierte Allgemeinmedizin besondere Lernsi-tuationen anbieten, in denen sie den Studenten aktiviert und allmählich in die Verantwortung für den Patienten einführt. Die Professionalisierung und Institutionalisierung von Forschung und Lehre der Allgemeinmedizin an den Universitäten ist dafür unumgängliche Voraussetzung.

In den nächsten Jahren muß die Allgemeinmedizin alle verfügbaren Kräfte für den Aufbau einer spezifischen Weiterbildung einsetzen, um dem drohenden Qualitätsabfall in der Primärversorgung vorzubeugen. Bei der Entwicklung der dafür erforderlichen Weiterbildungsprogramme muß der Schwerpunkt der Weiterbildung in die Allgemeinpraxis verlagert und das überwiegend praktisch ausgerichtete Curriculum durch theoretische Inhalte ergänzt werden. Dafür ist die Mithilfe der Hochschulen erforderlich.

Im Rahmen einer am Bildungsbedarf des Hausarztes orientierten modernen Form der Fortbildung mit Informationsaustausch auf Gegenseitigkeit könnte die Universität die Funktion der Informationszentrale übernehmen.

Ausbildungsmethoden, die den Studenten in eine aktive Lebenssituation versetzen, haben größere Aussichten auf Erfolg als jene, die dies nicht tun.

Guilbert (1979)