Zusammenfassung
Wir werden in diesem Kapitel die wirtschaftspolitische Rolle des Staates im Industrialisierungsprozeß thematisieren, dis bisher ausgeklammert blieb. Diese Rolle ist vielschichtig und erstreckt sich auf die Herstellung politischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die Herausbildung oder Änderung von “property rights” und auf die Etablierung einer modernen Ordnungs- und Leistungsverwaltung. Obwohl diese Dimensionen des Staatshandelns zentral auch für den ökonomischen Entwicklungsprozeß sind, beziehen sich unsere weiteren Überlegungen auf wirtschaftspolitische Maßnahmen im engeren Sinne. Wir fragen nach den Methoden, die vorgeschlagen worden sind, um durch unmittelbare Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß, insbesondere durch Eingriffe in das System der relativen Preise und durch staatliche Investitionslenkung den Industrialisierungsprozeß zu beschleunigen, und wir fragen nach der Kritik dieser Methoden. Bei der Darstellung und Beurteilung entwicklungsstrategischer Konzepte werden die bisher erarbeiteten dualismustheoretischen Zusammenhänge von Nutzen sein, und wir werden erkennen, daß gegensätzlichen Planungskonzeptionen und Strategieempfehlungen sehr oft unterschiedliche verdeckte Annahmen über die Bildung von Preisen sowie die Höhe von Angebots-, Nachfrage- und Einkommenselastizitäten zugrundeliegen.
(Friedrich List) „war sich darüber im klaren, daß die Betonung der Zukunft der Nation alle Wohlfahrtsüberlegungen ex visu der Gegenwart modifizieren muß.“ (Joseph A. Schumpeter)
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Footnotes
Spengler, J.J. (1965), S. 21. In engem Zusammenhang damit steht die Vorstellung einer Rückkopplung zwischen der Verfolgung des privaten Vorteils und dem gesamtge-sellschaftlichen Interesse (public benefit), insbes. durch Mandeville. Spengler, J.J. (1965), S. 21
Spengler, J.J. (1965), S. 13. Dieser Aufsatz enthält eine hervorragende Charakterisierung der Ziele und Methoden des Merkantilismus und der Physiokratie.
Marx K. (1974, Erstdruck 1864 ), entwickelt im Kapitel über die ursprüngliche Akkumulation insbes. den Mechanismus, der seiner Auffassung nach in der Lage~war, durch Herabdrücken des Lebensstandards in der Landwirtschaft den Arbeitsangebotspreis für die Industrie abzusenken. A.a.O., S. 741
Quesnay, F., “Grains”, aus Fox-Genovese, E. (1976), S. 120 (eigene Übersetzung, eigene Hinzufügungen in Klammern)
Quesnay, F. (1921), in den “Allgemeinen Grundsätzen”, S. 60. Die Begründung für die se Behauptung ist eigenartig. Quesnay sagt, daß ein Arbeiter seinen Lohn in Weizenäquivalenten erhalte, z.B. 20 Weizenäquivalente. Seien diese im Verhältnis zu In- dustrieprodukten billig, so könne er sich von diesen Gütern relativ wenig kaufen. Seien sie teuer, so könne er mit 20 Weizenäquivalenten viel Industriegüter kaufen. Zwar kann der Reallohn grundsätzlich sowohl in Weizenäquivalenten wie auch in In- dustriegüteräqui valenten ausgedrückt werden. Das bedeutet aber nicht, daß er durch diese Äquivalente auch bestimmt ist. Determiniert wird ein bestimmter Reallohn.Dies geschieht durch Güterbündel oder noch besser durch ein bestimmtes Nutzenniveau des Haushaltes
Smith, A. ( 1974, Erstdruck 1776). ( Die Pächter) “konnten niemals daran interessiert sein, ihr kleines Vermögen… teilweise zur Verbesserung des Landes zu investieren, ganz einfach deshalb, weil der Grundherr stets die Hälfte der Ernte erhielt.” A.a.O., S. 321
Schultz, W. (1964). In diesem Buch griff Schultz nicht nur die Theorie der verdeckten Arbeitslosigkeit an, er behauptete auch, die Organisation der Produktion in rück-ständigen Gebieten sei effizient und die Entwicklungsmöglichkeiten gut. Dies geschah mehr als 10 Jahre vor der Grünen Revolution, als große Teile der Wissenschaft, aber auch der.Entwicklungspolitik von der grundsätzlichen Modernisierungsfähigkeit des traditionellen Sektors überzeugt waren
Unter Historikern und Politologen scheint das Konzept der “ursprünglichen Akkumula-tion” offenbar verbreiteter als unter Ökonomen zu sein. Als Beispiel sei nur ange-führt, daß Alexander Gerschenkron in seinem bekannten Buch “Economic Backwardness in Historical Perspective” zwei Kapitel dieser Konzeption widmet. Vgl. Gerschenkron, A. (1965).
Marx, K., Das Kapital ( 1974, Erstausgabe 1864), Bd. I, S. 741. (Eigene Hervorhebung)
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Schäfer, HB. (1983). Die Rolle staatlicher Eingriffe in der dualistischen Wirtschaft. In: Landwirtschaftliche Akkumulationslasten und industrielle Entwicklung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-68991-8_5
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