Die Biomechanik von Verkehrsunfällen — Forschung und Prophylaxe

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit werden Untersuchungsergebnisse von Verkehrsunfällen in der Schweiz aus den Jahren 1945 bis 1981 vorgestellt und diskutiert. Die Zahl der Verkehrsopfer in der Schweiz stieg von 396 im Jahre 1945 auf 1773 im Jahre 1971, um bis 1981 auf 1165 abzufallen. Dieser Rückgang ist wahrscheinlich auf die Wirkung von Geschwindigkeitsbeschränkungen, das Tragen von Gurten und Schutzhelmen, vermehrte Sicherheitsvorkehrungen in den Kraftfahrzeugen und ein wachsendes Energiebewußtsein der Fahrer zurückzuführen.

Unsere Untersuchungen von 410 bei Verkehrsunfällen schwer oder tödlich verletzten Gurtträgern zeigen, daß bei Frontalzusammenstößen auch bei angelegten Gurten ernsthafte Verletzungen von Schädel, Thorax und inneren Organen auftreten können, jedoch wesentlich seltener und von geringerem Ausmaß als bei Verunfallten ohne Gurt. Die Wahrscheinlichkeit, daß Unfallopfer durch den angelegten Gurt schwerere Verletzungen erleiden als Autoinsassen, die keine Gurte tragen, wurde auf weniger als 0,65% berechnet. Der Gebrauch eines Gurtes auf den Rücksitzen vermindert die Verletzungsgefahr um 20–50%. Für Fahrer von Kraft- und Fahrrädern besteht im Vergleich zu Autoinsassen ein bis zu l0faches Todesrisiko bei Unfällen. Durch das Tragen von Schutzhelmen wird die Häufigkeit von Schädelverletzungen um 20–50% reduziert, ohne ein zusätzliches Risiko von HWS-Verletzungen, wie es in der Vergangenheit angenommen wurde. Möglichkeiten, Fußgänger zu schützen, bestehen u.a. in der Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen, kollisionskompatiblen Fahrzeugfronten und getrennten Verkehrswegen.

Summary

This paper reviews data collected from traffic accidents in Switzerland from 1945 to 1981. The number of deaths from traffic accidents in Switzerland increased from 396 in 1945 to 1773 in 1971 and then decreased to 1165 in 1981. This decrease was probably due to the joint effectiveness of speed limits, seat belts, better cars, safety helmets, and energy consciousness of drivers.

Our investigation of 410 severely and fatally injured seat belt wearers involved in car accidents showed that seat belt wearers may exhibit serious head, thorax, and abdominal injuries in very severe collisions, but that these injuries are greatly reduced in frequency and severity compared with non-seat-belt wearers. The probability of receiving injuries which were more severe as a result of wearing the seat belt than injuries in similar accidents without a seat belt was calculated to be less than 0.65%. Data from the use of rear seat belts showed these to have an injury-reducing Potential of 20%–50%.

Users of motor cycles and bicycles undergo an up to tenfold risk of death compared with car occupants. Crash helmets reduce the incidence of head injuries by 20%–50% and do not introduce the additional risk of injury to the cervical spine which has been assumed in the past. Pedestrians can be protected by means of active measures such as speed limits or Separation of traffic ways as well as by passive pedestrian-compatible car front structures.