Zusammenfassung
Die Anwendung von Pharmaka bei der Therapie chronischer posttraumatischer cerebraler Funktionsstörungen stößt vielfach auf eine unübersehbare Skepsis. Dabei wird offenbar von der Überlegung ausgegangen, es sei kaum vorstellbar, daß Medikamente den Untergang bereits weitgehend zerstörter Nervenzellen aufhalten oder die Funktion des geschädigten Hirnparenchyms verbessern könnten. Erfahrungsberichte über zahlreiche von der pharmazeutischen Industrie angebotenen „Psychoenergetica“ und „Antihypoxidotica“ verstärken das Mißtrauen noch weiter; wird doch in erstaunlich uniformer Weise fast immer berichtet, ein Drittel der Fälle habe sehr gute, ein Drittel gute und ein Drittel unzureichende Behandlungserfolge gezeigt. Diese konstante „Drittelparität“ therapeutischer Wirksamkeit muß um so mehr überraschen, als es sich doch um völlig heterogene Präparate mit sehr unterschiedlichen Angriffspunkten und verschiedenster Indikationsstellung handelt. Nur ein Teil derartiger kli nischer Erfahrungsberichte hält wissenschaftlicher Kritik stand. Die Anwendung dieser Präparate-Gruppe generell abzulehnen wäre jedoch nicht zu rechtfertigen. Für den behandelnden Arzt bedeutet die Verordnung einer medikamentösen Therapie bei posttraumatischen cerebralen Spätschäden indes ebenso eine Verantwortung wie ungekehrt die Nichtanwendung; versagt er doch damit unter Umständen seinem Patienten eine mögliche Hilfe. Was der Arzt nun im Einzelfall tun soll, ist für ihn oft schwierig zu entscheiden.
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Harrer, G. (1982). Sinn und Unsinn medikamentöser Behandlung posttraumatischer cerebraler Spätschäden. In: Müller, E. (eds) Das traumatische Mittelhirnsyndrom und die Rehabilitation schwerer Schädelhirntraumen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-68755-6_26
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