Psychologische Aspekte im Bereich der Anästhesie

Zusammenfassung

Seit den ersten in der Mitte des letzten Jahrhunderts durchgeführten Athernarkosen bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Anästhesie eine stür­mische Entwicklung durchlaufen, wobei erst die heutige moderne Anä­stesiologie die Durchführung der kompliziertesten chirurgischen Ein­griffe erlaubt. Es ist daher nicht verwunderlich, daß bei dem raschen medizinisch-technischen Fortschritt in diesem Bereich die Bedeutung psychologischer Faktoren erst recht spät beachtet und untersucht wur­de. Erst in den letzten 30 bis 40 Jahren findet man Untersuchungen aus dem Bereich der Anästhesie, die sich genauer mit der psychologischen Verarbeitung des Narkose- und Operationsgeschehens und den da­bei auftretenden emotionalen Reaktionen der Patienten beschäftigen. Dabei besteht in der einschlägigen Literatur Obereinstimmung darüber, daß starke Emotionen, insbesondere Angst, die häufig in der präoperativen Phase auftreten, zu physiologischen Veränderungen führen (wie z.B. Erhöhung der Herzfrequenz, Veränderung des Herzrhythmus, Blutdruckerhöhungen, Veränderung der Atemfrequenz, Veränderung in der Kohlendioxydkonzentration des Blutes usw.), die die Durchführung der Narkose erschweren bzw. sogar unmöglich machen können. Obwohl die Sachverhalte allgemein bekannt sind und die beschriebenen psychophysiologischen Veränderungen das Narkoserisiko zum Teil deutlich erhöhen können, gibt es nur eine relativ geringe Zahl empirischer Untersuchungen zu diesem Problembereich.