Zusammenfassung
Bei der genauen ersten Untersuchung des Kranken sollte die Geduld des Arztes obenan stehen. Gerade chronisch Kranke haben aus ihrem an Enttäuschungen meist reichen Leben viel zu erzählen. Von Bedeutung scheint mir auch, sich mit den Patienten zuerst unter vier Augen zu unterhalten. Über diskrete Regionen wird nur ungern und oft nur mit Verlegenheit und mit dem Gefühl der Scham gesprochen. Vieles muß der Arzt aus dem Kranken herausfragen, ohne ihm etwas aufzureden. Die Zeit spielt bei der Entstehung, der Behandlung und Heilung von Erkrankungen des Kontinenzorgans eine große Rolle. Für die hier abgehandelte Fistelkrankheit ist der Zeitfaktor, der den Kranken und den Arzt belastet, dominierend. Wir werden im Abschnitt „Nachbehandlung“ immer wieder darauf zurückkommen. Der Untersucher rufe sich diesen Umstand immer ins Gedächtnis und erkläre dem Untersuchten, daß Prozesse, die Jahre bestehen, auch bei erfolgreicher Behandlung gewöhnlich nicht in Tagen ausheilen. Kommt ein Hilfesuchender zu uns, der schon einmal operiert ist, so ist je nach Lage der Dinge zu berücksichtigen, daß ein verwundetes Kontinenzorgan u.U. Monate benötigt, bis es wieder vollständig zur Ruhe gekommen ist und seine Funktion ungestört aufnimmt. Chronisch Kranke zentrieren ihr Leiden oft zum Mittelpunkt ihres Lebens. Sie werden sehr empfindlich und hellhörig. Sie verlangen Erfolgsgarantien, wo wir oft nur eine Besserung oder Linderung versprechen können.
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Stelzner, F. (1981). Untersuchungsmethoden und allgemeine Diagnostik. In: Die anorectalen Fisteln. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-68104-2_5
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