Zusammenfassung
Die Klärung des Begriffs „Norm“ könnten wir uns leicht machen, wenn wir nach angelsächsischem Muster verführen. Hier wird Norm nur im Sinne der physischen und mathematischen Wissenschaften verstanden: als Kennzeichnung „normaler Lösungen“ oder der „Normale“ im Sinn der mathematischen Geometrie. Die Encyclopedia Britannica enthält nirgends eine philosophische Begriffserklärung, und auch die Etymologie, sonst nach Heideggers Vorbild so oft die Mutter begrifflicher Erleuchtung, verläßt uns: Norma ist das Winkelmaß, nach dem sich der Baumeister zu richten hat. Es bleibt dunkel, wer das Wort zuerst erfand, und was es bedeutet haben mochte, ehe es Baumeister gab. Zu den Urworten und Urbegriffen gehört es nicht. Es ist einfach die Anwendung dessen, was man wissen muß (noscere), wenn man es richtig machen will. Und als Ableger von noscere tritt das Wort in die große etymologische Familie der gnosis ein. Dementsprechend erscheint bei Hermann Schmitz (1973), dem gründlichsten Kenner der Philosophie der Norm und des Rechts, Norm als sozialer Begriff. Normen sind verbindliche oder unverbindliche Programme für möglichen Gehorsam. Ein medizinisches Wörterbuch dagegen (Dorland) sagt lapidar, die Norm sei ein fester oder idealer Standard, und Standard wird definiert als etwas, das als Maß oder Modell aufgestellt ist, nach dem sich andere Dinge richten sollen.
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Literatur
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Schaefer, H. (1980). Normbegriff. In: Becker, V., Goerttler, K., Jansen, H.H. (eds) Konzepte der Theoretischen Pathologie. Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-67624-6_4
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