Einleitung

Zusammenfassung

Josef Steindl und Kurt W. Rothschild haben als Nationalökonomen unverwechselbare Identität erlangt, ihr Lebensweg jedoch weist wichtige Gemeinsamkeiten auf: Beide wurden in Wien knapp vor dem Ende der Monarchie geboren; Steindl am 14. April 1912 und Rothschild am 21. Oktober 1914. Beide stammen aus bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen. Während Josef Steindl sich bereits früh der Ökonomie zuwandte und 1935, nach Erwerb seines Doktorates an der Hochschule für Welthandel unter Oskar Morgensterns Direktorat am Österreichischen Institut für Konjunkturforschung arbeitete, studierte Kurt W. Rothschild Rechtswissenschaften, wobei er noch vor dem Anschluß an Hitler-Deutschland im Jahre 1938 promovieren konnte. Für beide war die Flucht aus Österreich nach dem Anschluß eine wichtige Lebensfrage. Beide landeten schließlich über den Umweg der Schweiz bzw. Italien in Großbritannien. Josef Steindl fand zunächst (bis 1941) am Bal-liol College und danach (bis 1949) am Oxford University Institute of Statistics die Möglichkeit zur Fortsetzung seiner Forscherlaufbahn. Rothschild wiederum erhielt an der University of Glasgow die Möglichkeit zum Studium und danach zu Forschung und Lehre. Da England zu dieser Zeit Stätte der Keynesschen Revolution war, boten die Jahre des erzwungenen Auslandsaufenthaltes gute Möglichkeit, mit dem neuesten Stand der Wirtschaftswissenschaften vertraut zu werden und an dem Ringen um den wissenschaftlichen Fortschritt unmittelbar teilzunehmen. Ebenso bot sich die Gelegenheit, nach Jahren zum Teil blutiger Glaubenskämpfe an der Wiener Universität englische Liberalität und Toleranz zu erfahren.