Umweltveränderung und Speziation

Zusammenfassung

Darwin und Wallace erkannten schon sehr früh die Bedeutung von Inseln für die Artbildung. Da aber die Mehrheit der Tier- und Pflanzenarten auf Kontinenten lebt, sind die meisten Diskussionen über die Speziation nichtsdestoweniger von der Verteilung und Variation kontinentaler Spezies ausgegangen. Geographische Artbildung, so stellte man sich vor, sei dem Aufbau einer Schranke in einem zuvor kontinuierlichen Verbreitungsgebiet und der daraus resultierenden Verringerung oder völligen Verhinderung des Genflusses zuzuschreiben. Die Mehrheit der in den Lehrbüchern enthaltenen Diagramme über geographische Speziation spiegeln diese Auffassung wider. Sie beherrschte einige Jahre lang auch weitgehend mein eigenes Denken, aber schon bald beeindruckte mich der Umstand, daß die am stärksten abweichenden Nachkommen eines artbildenden Taxons jedesmal in einer isolierten Grenzlage auftraten. Bereits 1940 wies ich darauf hin und unterstrich dies erneut im Jahre 1942: extreme periphere Isolate weichen gelegentlich derart stark von der Elternspezies ab, daß sie als verschiedene Gattungen klassifiziert worden sind. Als Beispiele für dieses Prinzip führte ich Serresius, Todirhampus, Thyliphaps, Oedirhinus und Dicranostephes an (1942, S. 284).

Entnommen aus: Change of genetic environment and evolution. In: Evolution as a process. Huxley J. Hardy A.C. Ford E.B.(eds.)pp. 57–180. London: Allen and Un win 1954.