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Der Stellenwert der Herzinfarkt-Risikofaktoren unter sozial-medizinischen Gesichtspunkten

  • Conference paper
Psychosozialer „Stress“ und koronare Herzkrankheit 2
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Zusammenfassung

An einem Kollektiv von 451 männlichen Herzinfarktpatienten der Klinik Höhenried (Totalerhebung von unter 60-jährigen Patienten, Infarkt nicht älter als 2 Jahre, Erhebungszeitraum 1973, Retrospektivstudie) konnte der in neueren Studien aus Industrieländern beschriebene Trend gefunden werden, daß die unteren sozialen Schichten (un- und angelernte Arbeiter) in der KHK-Statistik überrepräsentiert sind. Eine Selektion unserer Stichprobe durch die einweisenden Krankenhäuser bzw. bürokratische Maßnahmen der Sozialversicherungsträger wird diskutiert.

Aus der Gesamtstichprobe wurden hinsichtlich der beruflichen Qualifikation drei einheitliche SubStichproben gebildet und die Belastung der Patienten durch die „klassischen“ Risikofaktoren empirisch festgestellt. Am wenigsten ist die Gruppe der kaufmännischen Angestellten betroffen. Das zeigt sich insbesondere in der verhältnismäßig geringen Belastung durch die Hyperlipidämie, ebenso bei einer Analyse der gleichzeitigen Belastung durch die drei „Haupt“-Risikofaktoren Hypertonie, Hyperlipidämie und Zigarettenrauchen.

Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zur weit verbreiteten Meinung vom alleinverursachenden Charakter der Risikofaktoren für den Herzinfarkt, nach der man eine zuverlässige Streuung der Risikofaktoren in den einzelnen beruflichen Qualifikationsgruppen erwarten müßte. Ebensowenig vermag die „klassische“ Theorie physikochemischer Risikofaktoren Argumente dafür zu liefern, wieso in den drei beruflichen Qualifikationsgruppen bei unterschiedlicher Risikofaktorenausprägung kein Unterschied in den wichtigsten Begleitsymptomen der KHK bestand: In jeder der drei Stichproben hatte durchschnittlich jeder zweite Herzinfarktpatient häufig Angina pectoris.

Ebenso stellte es sich heraus, daß sich die Reihenfolge der sechs von uns registrierten Risikofaktoren bei unseren Herzinfarktpatienten stark von der Rangfolge der prognostisch gewonnenen Risikofaktoren in der Framingham-Studie unterschied und die Ausprägung der Risikofaktoren bei einer „gesunden“ westdeutschen Vergleichsstichprobe nicht den von der Theorie zu erwartenden Abstand zu den Herzinfarktpatienten hatte.

Wir sehen in den gefundenen Ergebnissen eine Unterstützung unserer Vermutung, daß die „klassischen“ Risikofaktoren nicht die Rolle für die Entstehung des Herzinfarktes spielen, die ihr ein Teil der Epidemiologen zuschreiben möchte. Vielmehr sollten Arbeitsund Lebensbedingungen mehr in den Mittelpunkt zukünftiger Betrachtungen rücken.

Aus der Projektgruppe für sozialmedizinische Rehabilitation der Landesversicherungsanstalt Oberbayern und aus der Klinik Höhenried für Herz- und Kreislaufkrankheiten (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Max J. HALHUBER).

Unser Mitarbeiter Matthias WERNER hat einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit geleistet. Unsere besondere Anerkennung gilt auch Helga GRIESMÜLLER und Christi KLEIN.

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Müller, W., Hauss, F. (1978). Der Stellenwert der Herzinfarkt-Risikofaktoren unter sozial-medizinischen Gesichtspunkten. In: Halhuber, M.J. (eds) Psychosozialer „Stress“ und koronare Herzkrankheit 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-67023-7_22

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