Zusammenfassung
Erbanlage und Erbschädigung einerseits und Umweltbedingungen und Erziehung andererseits sind, wie in dem Kapitel über Ätiologie gezeigt wurde, die an der geistigen Behinderung am häufigsten beteiligten Faktoren. Wird die Wechselwirkung dieser beiden Faktoren auch meist anerkannt, so finden sich doch große Unterschiede in der Betonung der einen oder anderen Seite. So sehen Forscher in der UdSSR (z. B. PEVZNER, 1961) geistige Behinderung fast ausschließlich „als Ergebnis einer intrauterinen oder frühen Schädigung des Zentralnervensystems (S. XI), während PENROSE (1966) in England und JENSEN (1969) in den U S A die erbbiologischen Faktoren stärker betonen und verschiedene Forscher in den USA (z. B. ALBEE, 1970)27 das Schwergewicht auf negative Umwelteinflüsse und mangelhafte Erziehungsmethoden legen. Die vom einzelnen bezogene Position in diesen Fragen ist keineswegs nur von theoretischem Interesse, sondern findet ihren direkten Niederschlag in der Behandlung des geistig Behinderten: die Betonung erbbiologischer Faktoren führt oft zu erzieherischem Pessimismus und einer Hinwendung zur Eugenik, die Betonung von Umwelt- und Erziehungsfaktoren oft zum drängenden Wunsch nach Sozialreform und behavioristisch orientierten Erziehungsmethoden.
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Spreen, O. (1978). Vererbung und Umwelt. In: Geistige Behinderung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66919-4_6
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