Pathologische Phänomene

Zusammenfassung

Schon aus den Betrachtungen über den Photo- und Thermoperiodismus ergibt sich, daß eine normale Entwicklung bei Pflanzen und Tieren, die mit ihrer physiologischen Uhr Licht- und Temperaturempfindlichkeit tagesperiodisch steuern, nur möglich ist, wenn sich der LD bzw. die Cyclen hoher und niedriger Temperatur der 24 h-Rhythmik ungefähr einordnen. Bei einer Darbietung von äußeren Cyclen, deren Länge wesentlich größer oder kleiner ist als 24 h, müssen also Störungen auftreten. Die Art dieser Störungen und der Weg zu ihrer Entstehung sind von Fall zu Fall verschieden. In einigen Fällen besteht eine enge Beziehung zu den eben besprochenen photoperiodischen Phänomenen, indem durch die Darbietung der abnormen Cyclen Licht, Dunkelheit, hohe oder niedrige Temperatur in physiologische Phasen fallen, die auf die jeweils gegenteilige dieser Bedingungen eingestellt sind. Außerdem aber wissen wir ja (vgl. S. 74), daß die physiologische Periodik nur innerhalb gewisser Grenzen von der Außenperiodik mitgenommen werden kann. Es kommt also bei starken Abweichungen zu einem Freilaufen der physiologischen Schwingungen, deren Folgen oft pathologische Erscheinungen sein können.

„Es glaubt nehmlich mancher, es sey völlig einerley, wenn man diese 7 Stunden schliefe, ob des Tages oder des Nachts. Man überläßt sich also Abends so lange wie möglich seiner Lust zum Studiren oder zum Vergnügen, und glaubt es völlig beyzubringen, wenn man die Stunden in den Vormittag hinein schläft, die man der Mitternacht nahm. Aber ich muß jeden, dem seine Gesundheit lieb ist, bitten, sich für diesem verführerischen Irrthum zu hüten.“

D. C. W. Hufeland: Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, 2. Aufl. Jena 1798.