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Zusammenfassung

Als Handlung pflegen wir ein zielbewußtes Tun zu bezeichnen, das seinen natürlichen Abschluß im Erreichen oder Verfehlen des Zieles findet. Eine derartige Handlung mit bestimmtem Abschluß enthält das Volksmärchen nicht. Sein Charakter ist vielmehr biographisch1, d. h. es erzählt in bloßem Nacheinander die Geschichte und die Taten eines Helden. Eine oder mehrere Episoden oder aber ein ganzer Entwicklungsgang werden berichtet. Dabei haben die einzelnen Episoden selten einen anderen Zusammenhang wie den der zeitlichen Aufeinanderfolge, und den Abschluß bildet ein hervorragendes Ereignis, in den meisten Fällen eine glückliche Eheschließung. Das Überwiegen der Brautwerbungsgeschichten unter den Märchen weist uns recht deutlich darauf hin, daß die meisten ursprünglich nicht für Kinder entstanden sind. Um so interessanter ist es, daß die Märchen jetzt in so hervorragendem Maße, wenn auch in Auswahl, die Literatur des Kindes bilden. Nach welchem Gesichtspunkt sammelt das Märchen seine Episoden? Zweifellos steht nicht das biographische Interesse als solches im Vordergrund. Nicht auf den Lebenslauf seines Helden kommt es dem Märchen an. Er soll nur recht viel und recht Bemerkenswertes erleben und am Schluß mit Ruhm und Glück gekrönt werden.

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3. Die Handlung im Märchen

  1. Vgl. Löwis of Menar, a. a. O., S. 30.

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  2. Auch die Erzählungen des Kindes selbst sind aneinandergereihte Episoden, vgl. W. Stern, Psychologie der frühen Kindheit, a. a. O., S. 201 ff. und schon zuvor über die „Bedingungen der Verkettung“ der kindlichen Phantasie, S. 196 ff. Ferner Use Obrig, a. a. O., und H. Hetzer, Entwicklungsbedingte Stilformen kindlicher und jugendlicher Schreiber, a. a. O.

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  3. Griechische und albanesische Märchen. Leipzig 1864.

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  4. Die Literatur vgl. bei Friedrich von der Leyen, a. a. O., und „Das Märchen“. Eine Literaturzusammenstellung, a. a. O.

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  5. Anmerkungen zu den Kinder-und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. 3 Bde. 1913–1918.

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  6. Vgl. dazu die von J. Bilz vertretene Auffassung, S. 97 ff.

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  7. Scupins, a. a. O., berichten von ihrem dreijährigen Jungen gelegentlich einer Erzählung des Märchens von Hänsel und Gretel S. 43: „Etwas, was gar nicht in seinen Kopf hinein wollte, war, daß den Kindern Böses geschah, obwohl sie artig gewesen waren. Wiederholt fragte Bubi: ›War′n die Kinder ungezogen?‹ Als wir verneinten, meinte er ratlos: ›Nu, weil die alte Frau doch so böse is‹“... Die Strafe als natürliche Konsequenz einer bösen Tat ist dem Kinde früh verständlich. Vgl. Stern, Psychologie der frühen Kindheit, a. a. O., S. 348.

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© 1953 Johann Ambrosius Barth-Verlag, Frankfurt

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Bühler, C., Bilz, J. (1953). Die Handlung im Märchen. In: Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_9

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