Zusammenfassung
Im Märchen Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen (KHM 4) ist von dem jungen Burschen die Rede, der nicht wußte, was Gruseln ist. Man versuchte, ihm über die schrecklichsten Situationen dieses Erlebnis zu bringen, aber ohne Erfolg. Im Zusammenhang mit seinen kaltblütigen Taten erhielt er eine Königstochter zur Frau. Seine Standhaftigkeitsproben imponierten dem König und alter Welt. Mit dem Ehevertrag kam er zur Königsmacht, aber der Mann, „so lieb er seine Gemahlin hatte und so vergnügt er war“, er konnte nicht ganz zufrieden sein, weil er sich nodi immer nicht auf das Fürchten verstand. Eine einfältige Magd wußte Rat: Als der Fürchtenichts schlief, schöpfte sie einen Eimer voll kalten Wassers, das kleine Fische enthielt, aus dem Bach. Das Erlebnis des Schauderns wurde dem Ehemann zuteil, als seine Frau dem schlafenden Gatten die Decke wegzog und ihm den Eimer kalten Wassers über den Leib goß. Im Erwachen empfand er die Kälte, und als die zappelnden Fische auf seiner Haut sprangen, rief er aus: „Ach, was gruselt mir, was gruselt mir, liebe Frau! Ja, nun weiß ich, was Gruseln ist.“ Der Mutterwitz einer Magd hatte richtig erraten, daß das Gruseln auch eine physiologische Seite hat, und zumindest diese konnte der furchtlose Mann erleben. Endlich konnte er glücklich sein.
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3. Das Fürchtenlernen als ein Mittel zui Lebensreife und Ehrfurcht
Ur-Angst. Evgl.-luth. Kirchenzeitung 7 (53).
K. Bühler, Die geistige Entwicklung des Kindes, 6. Aufl. Jena 1930, S. 20.
A. a. O.
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© 1953 Johann Ambrosius Barth-Verlag, Frankfurt
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Bühler, C., Bilz, J. (1953). Das Fürchtenlernen als ein Mittel zur Lebensreife und Ehrfurcht. In: Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_21
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