Skip to main content

Austreibungswesen (Stiefmütter und Hexen) als Ferment der Wandlung von einer Lebensstufe zur andern

  • Chapter
Das Märchen und die Phantasie des Kindes

Zusammenfassung

Bruno Jöckel1 hat in seinem Buch eine Reihe der bekanntesten Grimmschen Märchen, darunter auch das Dornröschen, einer tiefenpsychologischen Betrachtung unterzogen. Er kommt zu der Auffassung, daß die Märchen, die sich, wie er sagt, „ausschließlich im Kosmischen“ bewegen, uns etwas vom jugendlichen Menschen erzählen, der am Ende seiner Kindheit eine Zeit der Verwandlung durchläuft. Das Entwicklungsgesetz des „Stirb und Werde“ ist dargestellt. Der Reifungsweg enthalte, so heißt es bei Jöckel, ein „Reifungselend“. Not und Tod sind die Schatten, denen das Individuum anheimfallen muß, ehe ihm die Reife des erwachsenen Menschen zukommen kann. Im Märchen vom Dornröschen kann der Vater sein Kind trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht davor bewahren, daß es seinem Schicksal zufolge „in die unmittelbare Nähe zeugenden Lebens“ gerät. Dornröschen sticht sich in die Spindel der „Norne, Hegerin letzten Wissens“. Der hundertjährige Schlaf, den das Mädchen durch den Spindelstich erleidet, bedeutet nach Jöckel die „totenähnliche Zeit des Überganges“, die das heranwachsende Mädchen durchzumachen hat, bis es „als reifer Mensch dem vollen Leben zurückgegeben wird“. Jöckel meint, daß die reifenden Märchenhelden „niemals eine Wahl willensmäßiger Entscheidung haben“.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

1. „Rumpelstilzchen“ als Märchenfigur und das „Gramannl“ in den Angstträumen während des Gestaltwandels vom Kleinkind zum Schulkind

  1. Kinder-und Hausmärchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm. Vollständige Ausgabe. Leipzig (o. J.).

    Google Scholar 

  2. Die Polarität im Aufbau des Charakters. Bern 1950.

    Google Scholar 

  3. Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Leipzig 1925.

    Google Scholar 

  4. Friedrich Panzer. Vollständige Ausgabe in der Urfassung. Wiesbaden (o. J.).

    Google Scholar 

  5. A. a. O.

    Google Scholar 

  6. Der erste Gestaltwandel des Kindes. Leipzig 1936.

    Google Scholar 

  7. Vgl. ähnliche Beobachtungen bei einer größeren Zahl von Kindern, über die A. Gesell und F. L. Ilg in The Child from Five to Ten, New York und London 1946, berichten.

    Google Scholar 

  8. A. a. O.

    Google Scholar 

  9. Die seelischen Veränderungen des Kindes beim ersten Gestaltwandel. Leipzig 1936.

    Google Scholar 

  10. Kind und Jugendlicher in der Entwicklung, a. a. O.

    Google Scholar 

2. Kindliche Bereitschaft, sich dem Übermächtigen zu stellen

  1. Die Grausamkeit im deutschen Märchen. Rhein. Jahrb. f. Volksk. 6. Jg.

    Google Scholar 

  2. A. a. O.

    Google Scholar 

  3. Diese Beobachtung wurde im Jahre 1917 und hinsichtlich des europäischen Kulturkreises gemacht. Im amerikanischen Kinderleben spielen Märchen im Vergleich mit anderen Geschichten eine untergeordnete Rolle. Vgl. Ch. Bühler, Nachwort S. 87 f.

    Google Scholar 

3. Märchenwirklichkeit und Traumwirklichkeit

  1. Altgermanische Jünglingsweihen und Männerbünde. Bühl/Baden 1917.

    Google Scholar 

4. Abholwesen des Traumes

  1. Die Angst des Kindes. Bern 1948.

    Google Scholar 

  2. Wandlung und Reifung in den Träumen von Kindern und Jugendlichen, veröffentlicht in Menschliche Reifung im Sinnbild. Leipzig 1943.

    Google Scholar 

5. Rollentausch und Verwandlung im Kindermärchen und Kinderspiel

  1. A. a. O.

    Google Scholar 

  2. In effigie. Jb. Psychol, und Psychother. 1 (1952) und in Anankastische Selbstregulationen, Nervenarzt 25 (1954).

    Google Scholar 

  3. Aranda Traditions. Melbourne 1947.

    Google Scholar 

  4. Der Weg zur Reife. Berlin 1939.

    Google Scholar 

6. Austreibungswesen (Stiefmütter und Hexen) als Ferment der Wandlung von einer Lebensstufe zur andern

  1. Der Weg zum Märchen. Berlin 1939.

    Google Scholar 

  2. A. a. O.

    Google Scholar 

  3. C. Kulenkampff, Entbergung, Entgrenzung. Überwältigung als Weisen des Standverlustes. Nervenarzt 26 (1953).

    Google Scholar 

  4. B. Jockel, a. a. O.

    Google Scholar 

  5. Die psychologischen Aspekte des Mutterarchetypus. Eranos Jb. 1938.

    Google Scholar 

  6. Das Urbild der Mutter. Zbl. Psychotherapie 1936.

    Google Scholar 

  7. A. a. O.

    Google Scholar 

  8. Die Symbolik der Erlösung und Wiedergeburt im Deutschen Volksmärchen. Zbl. Psychotherapie 15, 3/4.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1953 Johann Ambrosius Barth-Verlag, Frankfurt

About this chapter

Cite this chapter

Bühler, C., Bilz, J. (1953). Austreibungswesen (Stiefmütter und Hexen) als Ferment der Wandlung von einer Lebensstufe zur andern. In: Das Märchen und die Phantasie des Kindes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_18

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-66643-8_18

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-540-08221-7

  • Online ISBN: 978-3-642-66643-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics