Zusammenfassung
Die gegenwärtige Situation läßt sich wie folgt umreißen:
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1.
Unter Berücksichtigung unserer gegenwärtigen Technik und des Verhaltens der Menschen ist unser Planet sehr stark überbevölkert. Zwei bis drei Milliarden Menschen leben derzeit unter menschenunwürdigen Umständen. Die Meinung mancher Leute, daß viel mehr Menschen leicht und gut auf der Erde leben könnten, ist im höchsten Grade bedenklich. Erst wenn jedes menschliche Wesen genügend und abwechslungsreiche Nahrung hat, genügend Kleidung und Wohnung, gute medizinische Fürsorge, geeignete Bildungsmöglichkeiten, Freiheit von Krieg und Tyrannei, erst dann kann man darüber diskutieren, ob unser Raumschiff Erde mehr Menschen beherbergen kann.
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2.
Die große absolute Zahl der Menschen und die gegenwärtige Wachstumsrate der Weltbevölkerung sind die schwierigsten Hindernisse bei der Erfüllung der oben genannten Aufgaben.
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3.
Die Grenzen unserer Fähigkeit, mit konventionellen Maßnahmen Nahrung zu erzeugen, sind nahezu erreicht. Schon heute ist etwa die Hälfte der Menschheit unterernährt oder schlecht ernährt. Jedes Jahr verhungern etwa 10–20 Millionen Menschen.
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4.
Die Versuche, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, werden die Zerstörung unserer Umwelt beschleunigen, was wiederum ein Sinken der Nahrungsproduktivität unserer Umwelt zur Folge haben wird. Es ist nicht klar, ob unsere Umweltzerstörung schon jetzt so weit gegangen ist, daß sie grundsätzlich irreversibel ist. Es ist möglich, daß die Kapazität unseres Planeten, menschliche Wesen zu tragen, schon jetzt für alle Zeit zerstört ist.
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5.
Das derzeitige Bevölkerungswachstum erhöht die Wahrscheinlichkeit weltweiter Epidemien und thermonuklearer Kriege. Beides kann eine Lösung für das Bevölkerungsproblem bringen, beides kann die Zivilisation und den Menschen zum Erlöschen verdammen.
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6.
Wahrscheinlicher als das Erlöschen ist die Möglichkeit, daß der Mensch unter Bedingungen überlebt, die nicht mehr menschlich genannt werden können: Schlecht ernährt, von chronischen Krankheiten geplagt, physisch und geistig verarmt, umgeben von einer devastierten industriellen Zivilisation, die die Resultate ihrer eigenen biologischen und sozialen Missetaten nicht aufhalten konnte.
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7.
Es gibt keine einfachen Antworten und keine technischen Hilfsmittel für die komplexe Bevölkerungs-Nahrungs-Umweltkrise. Natürlich kann eine vernünftig angewandte Technik beim Umweltschutz, bei der Nachrichtenvermittlung, bei der Fruchtbarkeitskontrolle wesentliche Hilfe leisten. Die unabdingbaren Lösungen setzen dramatische und schnelle Änderungen in der Haltung der Menschen voraus, besonders hinsichtlich ihrer Vermehrung, ihres wirtschaftlichen Wachstums, der Technik, der Umwelt und der Lösung von Konflikten.
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© 1975 Springer-Verlag Berlin · Heidelberg
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Ehrlich, P.R., Ehrlich, A.H., Holdren, J.P. (1975). Synthese und Empfehlungen. In: Humanökologie. Heidelberger Taschenbücher, vol 168. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66131-0_10
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