Zusammenfassung
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Medizin mit einer Reihe Folgelasten des Krieges konfrontiert, die in diesem Ausmaß vorher ziemlich unbekannt waren. Vor allen Dingen waren es die zahlreichen Dauerschäden nach Verwundungen an den verschiedensten Organen. Im Bereich der Neurologie brachten die Schäden und Hirnverletzungen neue Fragestellungen und neue Erkenntnisse, wohingegen der wissenschaftliche Ertrag für die Psychiatrie relativ bescheiden war. Die Anzahl der Psychosen hat sich weder nach Zahl noch nach Gestalt verändert. Neue Therapiemöglichkeiten wurden auch nicht gewonnen. Das einzige, was bei einem pauschalierenden Rückblick dem Psychiater als Folge des Krieges imponierte, war die Schar der Rentenneurosen. Nicht der Tod von Angehörigen, nicht der dauernde Streß beim Fronteinsatz, noch der Verlust oder die Unterbrechung der bürgerlichen Existenz waren die Traumata, die der Krieg in erhöhtem Maße mit sich brachte. Allein die Aussicht auf eine Rente mit der dazugeörigen psychologischen Strategie sprang als Massenphänomen dem Psychiater in die Augen, wenn er global über die Auswirkungen des Krieges auf sein Fach nachzudenken hatte. Alles andere schien ihm bekannt, jedenfalls nicht als etwas, das er allein oder nur vorwiegend durch die Eigenarten eines Krieges kennengelernt hätte.
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Matussek, P. (1975). Psychische Schäden bei Konzentrationslagerhäftlingen. In: Argelander, H., et al. Soziale und Angewandte Psychiatrie. Psychiatrie der Gegenwart, vol 3. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-66047-4_13
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