Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie auf den Versammlungen Deutscher Naturforscher und Ärzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Zusammenfassung

Die Beziehung von Naturwissenschaft und Philosophie, der Begriff naturwissenschaftlicher Erkenntnis und die Methoden empirischer Forschung wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederholt und unterschiedlich behandelt. Die naturphilosophischen und wissenschaftstheoretischen Vorträge auf den Versammlungen Deutscher Naturforscher und Ärzte sind Reflex und Ursprung zeitgenössischer Anschauungen, Lebensverhältnisse und allgemeiner Geistesströmungen wie des Materialismus, des Neukantianismus, des Realismus, des Positivismus. Sie beziehen sich keineswegs durchgehend wechselseitig aufeinander und sind darüber hinaus nicht selten nur ein Aspekt im gesamten und sich wandelnden Werk der Redner. Die folgende Darstellung bleibt auf die Vorträge der Naturforscher- und Ärzteversammlungen beschränkt. Die zeitlichen Grenzen sind die Jahre 1850 und 1900. Während die Mitte des Jahrhunderts bestimmt wurde von der Auflösung der idealistischen und romantischen Philosophie und der Entdeckung des Gesetzes von der Erhaltung der Energie und der Deszendenztheorie, kennzeichnet den Beginn des 20. Jahrhunderts die Entwicklung der Quanten- und Relativitätstheorie sowie die Umgestaltung der Philosophie durch Phänomenologie und Existenzphilosophie.