Zusammenfassung
Als der unbesoldete außerordentliche Universitäts-Professor der Geschichte Friedrich Schiller vor anderthalb Jahrhunderten (1789) sein Lehramt in Jena antrat, geschah dies mit der Vorlesung: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Geschichte?“ Die Antwort lautete: „Aus der Geschichte erst werden Sie lernen, einen Wert auf die Güter zu legen, denen Gewohnheit und unangefochtener Besitz so gern unsere Dankbarkeit rauben.“ Von der Bedeutung der Geschichte der Wissenschaften sagte Goethe: „Die Geschichte der Wissenschaft ist die Wissenschaft selbst.“ Eine Geschichte der organischen Chemie soll hiernach biologisch den Hauptinhalt dieses Wissensgebietes widerspiegeln, d. h. sie soll nicht einen stationären Wissenszustand, nicht — etwa wie das Lehrbuch — nur das zur Zeit Erreichte und Gewordene als Endprodukt, sondern zugleich die Dynamik des Forschers, das Werden mit Ausgangspunkt und Zwischenstufen der Entwicklung schildern. Nicht allein das „Was?“, sondern auch das „Wie ?“ soll verlebendigt werden. Dies entspricht der genetischen Methode der Unterweisung in der wissenschaftlichen Chemie. Im genetischen Zusammenhang gleiten die vielgestaltigen Probleme an unserem geistigen Auge vorüber; wir lernen die Größe der aufgewendeten Arbeit und den geistigen Energieverbrauch kennen; die vielen Namen der beteiligten Forscher werden in dem Bewußtsein der jetzigen Generation verlebendigt, und mit den Namen erkennt sie den Anteil der einzelnen Völker an dem Ausbau der organischen Chemie, in diesem Anteil prägt sich aber das wissenschaftliche Interesse und die schöpferische Potenz der betreffenden Nationen aus.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1941 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Walden, P. (1941). Zur Chemiehistorik überhaupt. In: Geschichte der organischen Chemie seit 1880. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-65106-9_41
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-65106-9_41
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-65107-6
Online ISBN: 978-3-642-65106-9
eBook Packages: Springer Book Archive