Zusammenfassung
Ist nicht die Natur sowohl Vorbild als auch Erzieherin nicht allein des Künstlers .(des Malers, des Bildhauers usw.), sondern auch des Chemikers, des letzteren in noch höherem Maße, da er sein Ziel weiter steckt? Durch seine Synthese will er die von der lebenden Natur erzeugten chemischen Verbindungen nachschaffen, er will aber auch den Bildungschemismus, den Werdegang dieser Körper in der lebenden Zelle erfassen und nachahmen, und weiterhin will und kann er auch die Natur ergänzen, indem er Stoffe schafft, die von der Natur nicht erzeugt werden. Das Wesen der chemischen Synthese kann ganz allgemein als ein Kunstschaffen gedeutet werden. Man kann, in Weiterentwicklung dieser Gedankenreihe, die erweiterte Frage stellen: Gilt nicht auch für die großen Leistungen der modernen Chemie, was für die großen Werke der nationalen Kunst gilt, daß sie aus der rassischen Eigenart und den schöpferischen Kräften des Volksganzen hervorgehen, zugleich aber den Zeit-und Lebensfragen dieses Volksganzen wesensmäßig verpflichtet sind ?
„Ich habe noch nie einen großen Forscher kennengelernt,... der nicht im Grunde eine Art von Künstler gewesen wäre, mit reicher Phantasie und kindlichem Sinn. Wissenschaft und Kunst schöpfen aus derselben Quelle“
Th. Billroth
„Etwas vom Schauen des Dichters muß auch der Forscher in sich tragen.“
H. v. Helraholtz
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Ein interessantes Bild von “Entwicklung, Umfang, Bedeutung und Chemie der Kunststoffe” gaben G. Kränzlein [Z. angew. Chem. 49, 917 (1936)] und K. Mienes [Z. angew. Chem. 51, 673 (1938)].
Vgl. auch das Werk: R. Houwink: Chemie und Technologie der Kunststoffe. Leipzig 1939.
Die Kondensation von Phenol mit Acetaldehyd zu einem Harz wird 1872 von A. Baeyer beobachtet; daß Formaldehyd sich ebenso äußert, findet 1891 Kleeberg. Doch erst 1909/10 wird durch Baekeland die technische Auswertung bzw. eine Industrie der Kunstharze von Amerika aus begründet. Vgl. auch die Monographie: Carleton Ellis: The chemistry of synthetic resins. In 2 Bänden. New York: Reinhold Publishing Corporation 1935.
Wenn “Kunst” zu Können gehört, und wenn einst die Alchemie die großen Maler (Dürer, Rembrandt, Teniers u.a.) zu bildlichen Darstellungen anregte, wie viel mehr “Kunst” entspricht dann dem Können der gegenwärtigen Chemie! Bezeichnung und Begriff “chemische Kunststoffe” in der modernen Chemie sind
Künder von Großleistungen, sind Zeugen einer neuen Kultur, nicht mit Vorurteilen, sondern mit Bewunderung und Dankbarkeit sollten wir diesen “chemischen Kunststoffen” entgegentreten.
“Das Erschauen der Symmetrie des ,Porphinkerns’ durch W. Küster (1907, 1913) ist eine geniale Intuition wie das Erschauen der Symmetrie des Benzolkerns durch Kekulé” (W. Hückel: Theoretische Grundlagen der organischen Chemie, 2. Aufl., Bd. 1, S. 100. 1934).
A.v.Weinberg: B. 63 (A), 122 (1930).
R. Scholl: B. 43, 352 (1910); 67, 1233 (1934).
R.P.Linstead (Soc. 1934, 1016, 1033; XIV. Mitt., Soc. 1938, 1157): Die Röntgenuntersuchung bestätigte die zentrale 16-Ringformel, die sichtlich der Küsterschen
Porphyrinformel [s. a. Hämm vergl. u.)] anzureihen ist (J. M. Robertson: Soc. 1935, 615; 1936, 1195; 1937, 219).
H.Fischer: Z. angew. Chem. 49, 461 (1936).
G. Kränzlein: Werden, Sein und Vergehen der künstlichen organischen Farbstoffe, S. 13, 17. 1935.
R. Scholl: B. 67, 599 (1934).
W. Steinkopf: A. 519, 297 (1935).
R. Pummerer u. Mitarb.: B. 64, 2479 (1931).
Ch. Marschalk: Bull. (5) 5, 304 (1938).
Fr. H. Burstall: Soc. 1938, 1662.
Additional information
Besonderer Hinweis
Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Rights and permissions
Copyright information
© 1941 Julius Springer in Berlin
About this chapter
Cite this chapter
Walden, P. (1941). Das Künstlerische in der synthetischen Chemie. In: Geschichte der organischen Chemie seit 1880. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-65106-9_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-65106-9_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-65107-6
Online ISBN: 978-3-642-65106-9
eBook Packages: Springer Book Archive